Rezension Thomas Nehlert: Ludvigsens Rückspiegel Karl Ludvigsen, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2019

Karl Ludvigsen zählt zweifellos zu den bedeutendsten Autoren im Bereich der AutomobilLiteratur, ja wahrscheinlich ist er sogar der bedeutendste Schriftsteller auf diesem Gebiet. Er hat nicht nur über 60 Bücher, darunter seine jüngst in neuer Auflage erschienene Porsche-Bibel „Porsche Excellence was Expected“ (4 Bände, über 2800 Seiten), verfasst, er war auch in leitenden Funktionen in der Automobilindustrie tätig – bei General Motors, Ford und Fiat.

Es ist klar, dass jemand, der so tief im Geschehen rund um das Automobil verwurzelt ist, unendlich viel Interessantes zu erzählen hat. In dem vorliegenden kompakten Buch schildert er seine Erfahrungen mit herausgehobenen Persönlichkeiten dieser Szene. Insgesamt 23 Porträts gehen auf Manager, Designer, Ingenieure, Rennfahrer und „Automenschen“ ein und vermitteln dem Leser ein Hintergrundwissen von Fakten und Ereignissen, das so bisher kaum an die Öffentlichkeit gedrungen ist.

Karl Ludvigsen beginnt mit einer knappen Biografie seines Vaters, geht ausführlich auf Ferry Porsche und Louise Piech ein und würdigt Werner Breitschwerdt, Robert Lutz, die Agnelli-Brüder sowie Carlo Abarth. Von den Designern seien hier nur beispielhaft Giorgetto Giugiaro, Albrecht Goertz und Tony Lapine erwähnt. Hoch interessant sind seine Beschreibungen der Ingenieure Alex von Falkenhausen, Rudolf Uhlenhaut und John DeLorean. Bei den Rennfahrern fiel die Auswahl auf Juan Manuel Fangio, Phil Hill, Emerson Fittipaldi und Mario Andretti. Den Abschluss des Bandes bilden Berichte über die Fotografen Bernard Cahier und Rodolfo Mailander sowie über den Rennfahrer und Journalisten Paul Frère.

Der Autor beschränkt sich dabei nicht auf die Dokumentation der besonderen Leistungen der vorgestellten Personen, sondern stellt sie in den historischen und gesellschaftlichen Zusammenhang. So wird dem Leser nicht nur Automobil-Historie näher gebracht, sondern darüber hinaus ein hohes Maß an Allgemeinbildung und historischem Wissen. Allein aus den Kapiteln über Robert Lutz, Alex von Falkenhausen und Tony Lapine erfährt man unendlich viel Neues über die Vorgänge in der Automobilindustrie und den Entwicklungsabteilungen aus der Zeit von 1950 bis 1980.

Der nicht von Ressentiments verstellte Weltblick Ludvigsens ist gerade in der heutigen Zeit eine Wohltat. Die Texte lesen sich spannend und abwechslungsreich, bei den 25 Fotos handelt es sich um Porträtaufnahmen der vorgestellten Personen. Es muss nicht immer ein riesiger Bildband sein, der einen erfreut; manchmal ist - so wie hier - ein eher im kleinen Format gehaltenes Buch inhaltlich wertvoller und lesenswerter.

Thomas Nehlert

Ludvigsens Rückspiegel 
Autor: Karl Ludvigsen 
Verlag: Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2019 
Format und Umfang: 15,5 x 23 cm, 224 Seiten, 25 Abbildungen 
Text: Deutsch 
Preis: € 19,90 
ISBN: 978-3-667-11572-0 
Überall im Buchhandel erhältlich

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