„Sharknose V6 – Ferrari 156, Ferrari 246SP & Ferrari 196SP “, Autoren Jörg-Thomas Födisch, Rainer Roßbach, McKlein Publishing Köln, 2019 „312P – Ferraris vielleicht schönster Rennwagen“, Autor Gianni Agnesa, McKlein Publishing Köln, 2019



McKlein Publishing hat gerade zwei überragende Ferrari-Bücher herausgebracht. Aus Anlass der Besprechung dieser Bände soll kurz auf das in Köln beheimatete Verlagshaus eingegangen werden. 

Ende der 1970er Jahre gründete Reinhard Klein seinen auf Publikationen über den RallyeSport spezialisierten Verlag. Heute gibt es kaum eine Rallye-Zeitschrift oder ein RallyeBuch, das nicht auf das fast unerschöpfliche Bildarchiv Kleins zugreift. McKlein Publishing ist im Bereich der Illustration von Rallye-Veröffentlichungen klarer internationaler Marktführer. Da aber Bücher und Kalender über diese faszinierende Sparte des Motorsports allein keine sehr breite wirtschaftliche Grundlage bieten, wuchs das Sortiment von McKlein erheblich. Ausgangspunkt waren mehrere Bände über Deutschlands Motorsportlegende Walter Röhrl, die schließlich zu weiteren Rennfahrer-Biografien, Bildbänden und insbesondere auch Büchern in der Edition Porsche Museum führten, die weltweit Anerkennung fanden. Wer sich heute beim Kauf manchmal nicht ganz preiswerter Autobücher gerne beraten lässt, ist bei McKlein bestens aufgehoben. Reinhard Klein, seine Söhne Daniel und Sebastian sowie Mitgesellschafter Alexander Galitzki geben erforderlichenfalls gerne sehr offen Auskunft zu den im Rally- und Racing-Webshop angebotenen Büchern, so dass man nicht – wie bei großen und anonymen Webshops – erst einmal ins Blaue hinein bestellen muss. 

Der wegen der Front in Form einer Haifischmauls unter der Bezeichnung „Sharknose“ bekannte Formel-1-Ferrari 156 genießt gerade in Deutschland einen legendären Ruf, wäre doch der unvergessene Wolfgang Graf Berghe von Trips beinahe auf diesem Rennwagen erster deutscher Formel-1-Weltmeister geworden. Doch der tödliche Unfall beim Grand Prix von Italien in Monza 1961 besiegelte auf tragische Weise sein Rennfahrerschicksal. 

Das bereits durch mehrere Bücher zum Thema „Porsche“ bekannte Autorenduo JörgThomas Födisch und Rainer Roßbach hat nun die Geschichte des Sharknose-Ferrari und seiner beiden Ableger bei den Sport-Prototypen in dem Band „Sharknose V6 – Ferrari 156, Ferrari 246SP & Ferrari 196SP“ in beispielhafter Weise aufgearbeitet. 

Födisch und Roßbach gehen dabei chronologisch vor und dokumentieren nach den Vorworten von Mauro Forghieri und Helmut Zwickl zunächst auf etwa 280 Seiten die Entwicklung des Formel-1-Rennwagens 156 von 1960 bis 1962. Am Anfang steht unter dem Titel „Prologo“ eine geraffte Darstellung der gesamten 156-Historie, die der durch seine Formel-1-Jahrbücher und seine Beiträge für die ehemalige „rallye racing“ bekannte Achim Schlang verfasst hat. Es verdient besondere Hervorhebung, dass die Autoren anschließend auch die Vorentwicklungsstufe des Formel-1-Wagens ausführlich beschreiben, eines auf der Grundlage des früheren Ferrari-Formel-2-Motors entwickelten Mittelmotor-Monoposto, der bereits 1960, also ein Jahr vor der 1,5-Liter-Formel-1, in vier Rennen eingesetzt worden war. Bereits während dieser frühen Entwicklung legte Ferrari den Grundstein für den durchschlagenden Erfolg des 156 im Jahre 1961, weil die Italiener das Projekt eines 1,5-Liter Formel 1 nämlich unverzüglich in Angriff genommen hatten, während die englischen Konstrukteure noch hofften, die ungeliebte 1,5-Liter-Formel würde nicht Realität werden.

Den größten Raum des Buchs nehmen sodann die ausführlichen Berichte über alle 18 Rennen der Jahre 1961 und 1962 ein, an denen der Ferrari 156 teilgenommen hatte. Diese stammen fast ausschließlich von Jörg-Thomas Födisch, während sich Rainer Roßbach der Darstellung der Erprobung und der Technik der Wagen vor Beginn der jeweiligen Rennsaison widmet. 

Durch die in die Tiefe gehenden, in Englisch und Deutsch verfassten Texte, die auch unzählige Hintergrundinformationen enthalten, wird nicht nur deutlich, wie es zu der triumphalen Saison 1961 mit dem Titelgewinn durch Phil Hill gekommen war, sondern auch, aus welchen Gründen Ferrari bereits 1962 der erstarkten und modernen Konkurrenz aus England ziemlich hoffnungslos hinterherfuhr. Natürlich wird auch dem tragischen italienischen Grand Prix 1961 und einer Analyse des Unfalls von Graf Berghe von Trips angemessener Raum gegeben. Jörg-Thomas Födisch, der sich auch als Biograf des großen deutschen Rennfahrers durch mehrere Bücher einen Namen gemacht hat, ist gerade für diese Passagen prädestiniert. 

Wenn auch Ferrari das einzige Werk ist, das seit Beginn der Formel 1 1950 bis heute ununterbrochen an der Weltmeisterschaft teilgenommen hat, so schlug doch Enzo Ferraris Herz in besonderer Weise für die großen Sportwagenrennen und die bei diesen anzutreffenden GT-Wagen und Prototypen. So war es kein Wunder, dass der V6-Motor nicht nur als 1,5 Liter den Formel-1-Wagen antrieb, sondern mit Hubräumen von zwei und 2,4 Litern auch die bildschönen Prototypen 196SP und 246SP, die das Frontdesign in Form des Haifischmauls fortführten. Die Entwicklung und Rennhistorie dieser Boliden beschreibt Rainer Roßbach detailreich und würdigt dabei nicht nur die großen Langstreckenrennen der Sportwagen, sondern auch die Einsätze in der EuropaBergmeisterschaft, die Lodovico Scarfiotti 1962 auf einem 196SP für sich entscheiden konnte. Der Teil des Buchs über die ersten Mittelmotor-Prototypen Ferraris bei den Sportwagenrennen ist rund 70 Seiten lang und nicht etwa nur ein Annex der Formel-1- Dokumentation, sondern vielmehr ein ganz wesentlicher Bestandteil des gewichtigen Bandes. 

Rainer Roßbach ist es auch, der die in dieser Epoche bedeutsamen Ingenieure, Teamchefs und Rennleiter bei Ferrari in separaten Lebensläufen beschreibt. So erfährt der Leser anhand dieser Biografien zahlreiche Einzelheiten über das teaminterne Geschehen bei Ferrari. Der Bogen der Namen spannt sich von Dino Ferrari, Vittorio Jano, Carlo Chiti über Medardo Fantuzzi und Mauro Forghieri bis zu Romolo Tavoni und Eugenio Dragoni. 

Nicht weniger als 12 Rennfahrerbiografien – aufgezeichnet vom durch zahlreiche Formel1-Publikationen und seine Beiträge in „Motorsport Aktuell“ bekannten Hartmut Lehbrink – bereichern das Buch zusätzlich: beispielhaft seien hier Graf Berghe von Trips, Phil Hill, Richie Ginther, die Gebrüder Rodriguez, Olivier Gendebien, Lorenzo Bandini und Lodovico Scarfiotti aufgeführt. 

Nach einem Anhang mit den technischen Daten und Rennergebnissen der dokumentierten Rennwagen bilden zwei Berichte vom Wiederaufbau des für die belgische Ecurie Francorchamps ungewöhnlich in Gelb lackierten 156 mit der Chassis-Nr.002 und von der Herstellung zweier Repliken der Fahrzeuge von Phil Hill und Ricardo Rodriguez aus dem Jahr 1961 den Abschluss des Buchs. 

Überzeugt „Sharknose V6“ schon durch seinen abwechslungsreich verfassten und penibel recherchierten Text ohne jede Einschränkung, so wird dieser Band durch seine atemberaubende Illustration quasi „gekrönt“. Was hier in mehr als 450 Fotografien zusammengetragen wurde, ist fast unglaublich. Zahlreiche namhafte Bild-Archive sind mit Fotos vertreten, wie zum Beispiel Sutton Images, Jesse Alexander, das Historische Archiv Porsche, Klemantaski Collection, Peter Nygaard, Dr.Benno Müller und Rainer Schlegelmilch. Einen größeren Anteil der Ablichtungen stellen McKlein, die Trips-Stiftung, der Autor Jörg-Thomas Födisch und die Collection Alexis Callier. Hinzu kommen noch Fotos aus mehreren Privatsammlungen. Der entscheidende und überwältigende Anteil der Illustration stammt aber aus dem weltberühmten Cahier-Archiv. Paul-Henri Cahier hat dieses Archiv für das Buch weit geöffnet und aus dem riesigen Fundus seines 2008 verstorbenen Vaters Bernard Cahier nicht weniger als rund 210 Aufnahmen zur Verfügung gestellt, so dass es mehr als gerechtfertigt erscheint, Bernard Cahier als Fotografen auf dem Einband festzuhalten. 

Man weiß als Betrachter zuweilen gar nicht, was am meisten begeistert: die großartigen und zum Teil großformatigen und erstmals veröffentlichten Szenen aus den Rennen und vom Rande der Strecken, die ganzseitigen Porträtaufnahmen der Rennfahrer und Ingenieure oder die Ablichtungen der technischen Details der Fahrzeuge. Insbesondere die teilweise doppelseitigen Rennaufnahmen scheinen den Leser direkt an die Pisten der 1960er Jahre zurückzuversetzen, so plastisch und lebendig wirken sie. Das ist umso bemerkenswerter, als die technischen Möglichkeiten der Fotografie zu dieser Zeit nicht mit den Gegebenheiten der heutigen Digitaltechnik vergleichbar waren. Vielleicht gerade deshalb stechen einem die künstlerische Qualität und die atmosphärische Intensität der Fotografien besonders ins Auge, die durch eine fast durchgehende exzellente Reproduktion ins rechte Licht gesetzt werden. Auch soll nicht unbemerkt bleiben, dass es gelungen ist, erstaunlich viele farbige Aufnahmen aus einer Zeit zu publizieren, zu der die Schwarzweißfotografie dominierte. Ein besonderer Leckerbissen sind auch die insgesamt fünf Gemäldewiedergaben von Michael und Graham Turner. 

Der im großen quadratischen Format präsentierte Band ist bestens verarbeitet, in einem überaus attraktiven Layout gestaltet und wird durch einen festen Schuber geschützt. Als wäre ein ohne jede Einschränkungen zu empfehlendes Ferrari-Buch noch nicht genug, legt McKlein Publishing zeitgleich noch eine weitere Publikation zur Geschichte des italienischen Werks vor: „312 P – Ferraris vielleicht schönster Rennwagen“. 

1967 hatte Ferrari nach einer überaus spannenden Saison mit dem 330P4 die Internationale Meisterschaft der Sport-Prototypen hauchdünn für sich entscheiden können. Aufgrund einer Reglementsänderung blieben die Italiener dieser Meisterschaft 1968 fern und überließen das Feld den überlegenen Porsche und Ford GT40. Dies änderte sich 1969, als Ferrari mit dem bildschönen 312P zu den Sportwagen-Rennen zurückkehrte. Bisher gab es über dieses Fahrzeug, das werksseitig nur in sechs Rennen im Jahre 1969 eingesetzt worden war, kaum Literatur. Das ändert sich nun mit diesem Buch, das wirklich eine Lücke schließt.

Gianni Agnesa, der in Cagliari auf Sardinien lebende Ingenieur und Ferrari-Fan, ist tief in die Geschichte des 312P eingestiegen. In acht Kapiteln beschreibt er die Entwicklung und Rennhistorie sowohl der vom Ferrari-Werk gebauten Prototypen als auch des in den Folgejahren vom amerikanischen Team NART zum Teil umgebauten und fortentwickelten Wagens. 

Am Anfang des dreisprachig in Italienisch, Englisch und Deutsch verfassten Buches stehen zwei Interviews. Giacomo Caliri, ein aus Sizilien stammender Ingenieur, der in den 1960er Jahren für die Entwicklung zahlreicher Sport-Prototypen bei Ferrari zuständig war, erteilt Auskunft über die Überlegungen und die technischen Elemente, welche die Entstehung des 312P bestimmten. Dr.Peter Schetty, der mehrere Jahre lang bei Ferrari unterschiedliche Funktionen ausübte – vom Rennfahrer bis zum Rennleiter – und 1969 die Europa-Bergmeisterschaft auf dem Ferrari 212E gewinnen konnte, gibt seine Erinnerungen an die Testfahrten und Renneinsätze mit dem 312P wieder. 

Nach Kapiteln über die Entwicklung des Wagens auf der Grundlage des CanAm Spyders 612 und die Präsentation sowie die ersten nicht problemfreien Testfahrten in Modena und Monza folgt auf rund 90 Seiten eine ausführliche Dokumentation der Saison 1969 mit allen Testfahrten und Renneinsätzen. Der Ferrari 312P traf auf das gewaltige Werksteam von Porsche, das mehrere 908 an den Start brachte. War der italienische Rennwagen auch von der Geschwindigkeit her ein mehr als ernst zu nehmender Konkurrent, so warfen ihn doch technische Defekte oder Fahrfehler immer wieder zurück. Trotz beeindruckender Leistungen blieb ihm ein Sieg versagt. Daran änderte auch die bildschöne geschlossene Coupé-Variante nichts, die aus dem offenen Barchetta entwickelt worden war und von der zwei Exemplare an den 24 Stunden von Le Mans teilnahmen. 

Am Rande geht der Autor auch auf das vom 312P abgeleitete Design-Derivat 512 Special und auf die Entstehung des den 312P als Werkswagen 1970 ablösenden 512S ein. 

Sehr detailliert werden auch auf die Jahre 1970 bis 1974 beschrieben. Zunächst setzte das NART-Team 1970 und 1971 einen 312P in beiden Jahren in Daytona und Sebring und 1970 in Le Mans ein. Wenn auch gegen die 5-Liter-Werkswagen von Porsche und Ferrari chancenlos, befand sich der 312P doch regelmäßig unter den ersten zehn Fahrzeugen im Gesamtklassement. 1972 und 1974 reaktivierte Luigi Chinetti seinen dann modifizierten 312P nochmals, um ihn in Daytona 72 und Le Mans 74 einzusetzen. Ausgerechnet bei seinem letzten Rennen erzielten Andruet/Zeccoli mit dem 312P dessen bestes Ergebnis in Le Mans und kamen auf dem neunten Rang ins Ziel. Das achte Kapitel befasst sich mit dem für den Historischen Motorsport perfekt wiederaufgebauten Ferrari 312P, Chassisnummer 0872. Dieses restaurierte Fahrzeug verfügt über ein Echtheitszertifikat des Werkes und war bereits bei einigen Veranstaltungen zu bewundern. Das Buch schließt mit den technischen Daten des 312P und einer Rennstatistik sowie einer Übersicht der verfügbaren Modellautos und einer sehr informativen Bibliografie. 

In die Texte sind zahlreiche Kurzbiografien eingeschoben, so der beiden Ingenieure Caliri und Rocchi, des Pressesprechers und Ferrari-Vertrauten Franco Gozzi und von nicht weniger als 17 Rennfahrern wie Chris Amon, Clay Regazzoni, Derek Bell, Mario Andretti und Pedro Rodriguez, um nur einige dieser Piloten zu benennen. 

Gianni Agnesa hat seine Texte mit großer Akribie und erkennbarer Begeisterung für das Thema verfasst. Es wird deutlich, dass es ihm gelungen ist, bei seinem Vorhaben zahlreiche Informationen unmittelbar am Projekt Beteiligter einzuholen und auch die mediale Unterstützung des Werks zu erlangen. So liest sich der Band nicht nur spannend, informativ und abwechslungsreich, sondern zeugt auch von hoher Authentizität. 

Mit über 250 Fotografien ist das Buch bestens illustriert. Die Aufnahmen stammen u.a. aus den bekannten Archiven von McKlein Publishing, Motorsport Images, Actualphoto, Pete Lyons und Grand Prix Library. Auch Gianni Agnesa selbst hat einige Ablichtungen beigesteuert. Die teilweise großformatigen Bilder belegen eine gekonnte Motivauswahl und überzeugen auch durch eine einwandfreie Wiedergabequalität. Auch Liebhaber der technischen Details des 312P kommen voll auf ihre Kosten, insbesondere im Kapitel über die Restaurierung des Exemplars mit der Chassis-Nr. 0872. 

Das Buch ist bestens verarbeitet, verfügt über ein gutes Layout und wird durch einen Papp-Schuber geschützt.

Thomas  Nehlert

"Sharknose V6" und "312P“ - das sind zwei repräsentative Bände, die in die Bibliothek jedes Ferrari-Enthusiasten gehören. 

Sharknose V6 – Ferrari 156, Ferrari 246SP & Ferrari 196SP 

Verlag: McKlein Publishing 
Autoren: Jörg-Thomas Födisch & Rainer Rossbach 
Vorwort: Mauro Forghieri 
Fotos: Bernard Cahier Format: 29 x 29 cm, Hardcover im Schuber 
Seiten: 432 Fotos: über 450 Fotos 
Sprachen: Deutsch und Englisch Preis: € 124,90 
Vertrieb: RacingWebShop.com
ISBN: 978-3-947156-24-5 

312P – Ferraris vielleicht schönster Rennwagen
Verlag: McKlein Publishing 
Autor: Gianni Agnesa Format: 29,5 x 27 cm, Hardcover im Schuber 
Seiten: 264 Fotos: über 250 Fotos 
Sprachen: Deutsch, Englisch und Italienisch 
Preis: € 89,90 
Vertrieb: RacingWebShop.
com ISBN: 978-3-947156-19-1

Rezension Thomas Nehlert: Opel Jahrbuch 2020 Verlag Podszun-Motorbücher, Brilon, 2019

Es müssen nicht immer die opulenten Bildbände oder großformatigen und schweren Jahrbücher sein, die dem autobegeisterten Leser Freude vermitteln. Das beste Beispiel dafür ist das nun zum 22. Mal erschienene Opel-Jahrbuch des Podszun-Verlags. Eckhart Bartels als Mitbegründer und Herausgeber des Buchs hat mit seinem Team wieder ein beachtliches Kaleidoskop der vielfältigen Opel-Themen aus der Geschichte und zur aktuellen Situation des Unternehmens zusammengestellt und detailreich recherchiert. 

Das reicht von einer ausführlichen Darstellung der Opel-Produktionsstätten in Eisenach und Bochum und der ersten Manta- und Ascona-Baureihe sowie des Kadett C über Berichte über die Geschichte der Opel-Sechszylinder-Motoren, den Opel Calibra, die 85jährige Tradition des Opel Design bis zu bemerkenswerten Analysen der Marktlage und des Modellprogramms. Hochinteressant erscheinen eine Würdigung der Jahrzehnte innerhalb des früheren Mutterkonzerns General Motors und eine Perspektivbeschreibung der Rolle Opels innerhalb des PSA-Konzerns. Auch der Motorsport kommt nicht zu kurz: Halwart Schrader schreibt über das Gordon Bennett Rennen und Stefan Müller dokumentiert die Opel-Markenrennen der 1970er Jahre. Wer sich für die Nutzfahrzeuge des Unternehmens interessiert, wird mit einer Story über den Opel Blitz bedient

Das Opel-Jahrbuch ist wie immer sehr gut illustriert, Druck und Bildreproduktion sind ausgezeichnet. Der kompakte Band mit seinem attraktiven Layout und der angenehmen Haptik rechtfertigt für Opel-Fahrer und -Freunde schon wegen seines mit höchster Kompetenz verfassten und abwechslungsreichen Inhalts eine klare Empfehlung. 

Thomas  Nehlert

Opel Jahrbuch 2020

Verlag: Verlag Podszun-Motorbücher, Brilon, 2019

 Format und Umfang: Softcover , 17 x 24 cm, 144 Seiten, 250 Abbildungen 

Text: Deutsch 

Preis: € 16,95 

ISBN: 978-3-86133-937-3 

Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: Porsche 904 Stefan Bogner, Jürgen Lewandowski, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2019

Nach den Bänden über die Porsche-Typen 918 und 959 ist dies nun die dritte Edition in diesem repräsentativen Format. Ein großformatiger Bildband mit knappen Erklärungen und ein handliches, zweisprachiges deutsch-englisches Text Book werden in einer attraktiven und stabilen Box präsentiert. 

Der Porsche 904 Carrera GTS war für die Entwicklung des Zuffenhausener SportwagenHerstellers von immenser Bedeutung. Zum einen stellte er – von der Hand des begnadeten Ferdinand Alexander Porsche gezeichnet – eine Design-Ikone dar, zum anderen war er der Ausgangspunkt einer neuen Rennwagen-Baureihe, die mit eben diesem 904 begann und sich über 906, 910, 907 und 908 bis zum 917 als Höhepunkt fortsetzte. 

Der namhafte Automobil-Historiker und Buchautor Jürgen Lewandowski hat genauestens recherchiert und so viel Interessantes über den 904 zusammengetragen, dass man das Textbuch im handlichen Format in Windeseile durchliest. Selbst der Porsche-Kenner wird dort sicherlich die eine oder andere ihm bisher unbekannte Tatsache erfahren, insbesondere über die zeitlich parallele Entstehung von 904 und 911. Hochinteressant, wie der 904 den Vierzylinder-Carrera-Motor bekam und nur später in wenigen Exemplaren mit einem Achtzylinder ausgestattet wurde. Besonders anzuerkennen ist, dass Lewandowski nicht nur das Ergebnis seiner eigenen Nachforschungen wiedergibt, sondern auch aus den Standardwerken von Karl Ludvigsen und Jürgen Barth zitiert. Barth hat zudem einen eigenen Beitrag zu dem Textband geleistet. 

Kernstück der Ausgabe ist natürlich der großformatige Bildband. 12 Kapitel, jeweils als Bildstrecke gestaltet, beleuchten den 904 Carrera GTS unter allen Gesichtspunkten. Nach der Reproduktion einiger kunstvoller Rennplakate, die von jeher bei Porsche eine große Tradition hatten, folgen Ablichtungen aus der Entwicklung des Rennwagens und von einigen technischen Details. Stefan Bogner, durch zahlreiche Porsche-Bücher und seine Curves-Reihe bekannt, zeichnet für grandiose Fotos des 904 am Österreich-Ring und auf der Großglockner-Hochalpenstraße verantwortlich. Wir sehen den schwarzen 904 von Stirling Moss und auch das Achtzylinder-Exemplar des früheren Königs von Jordanien, der mit diesem Boliden selbst Rennen gefahren war. 

Eine der schönsten Passagen des Buchs zeigt in 40 großformatigen Bildern, wie der 904 Carrera GTS den Ruhm Porsches auf den Rennstrecken der Welt mehrte – Nürburgring, Le Mans, Sebring, Rallye Monte Carlo, zahlreiche Bergrennstrecken und natürlich die legendäre und für Porsche so glorreiche Targa Florio auf Sizilien; die Sportwagenrennen der 1960er Jahre hatten einfach einen ganz besonderen Reiz. Die Fotos stammen aus dem unerschöpflichen Historischen Archiv von Porsche, das auch die Quelle für die faszinierenden Aufnahmen vom Produktionsprozess des 904 ist. 15 Seiten haben die erfolgreichen Bergspyder von Porsche zum Gegenstand, die vom 904 Carrera GTS abgeleitet worden waren. Und auch der 904 als Kunstobjekt bleibt nicht unberücksichtigt. Den Abschluss des auf schwerem Mattglanzpapier gedruckten und bestens verarbeiteten Buchs bilden 23 Fotos des 904 mit der Fahrgestell-Nummer 092, der nach Stationen in Venezuela, Florida, Japan und Kalifornien schließlich wieder in die heimatlichen Gefilde der Familie Porsche nach Zell am See zurückgekehrt ist. 

Dies ist ein zweifellos mit Herzblut in Szene gesetztes großartiges Porsche-Buch über einen ungewöhnlich schönen und erfolgreichen Rennsportwagen, der auch für die technische Entwicklung besondere Bedeutung hatte. 

Porsche 904
Autor: Stefan Bogner (Fotografie), Jürgen Lewandowski (Text) 
Verlag: Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2019 
Format und Umfang: Hardcover in Schmuckbox, 27 x 29 cm, 224 Seiten, 155 Abbildungen, zusätzliches Textbook (90 Seiten) 
Text: Deutsch/ Englisch 
Preis: € 128,- 
ISBN: 978-3-667-11676-5 
Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: CURVES – USA Denver – San Francisco Stefan Bogner, Ben Winter, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2019

Der elfte Band der Curves-Reihe von Stefan Bogner beschreibt eine der schönsten Routen, die man sich überhaupt nur vorstellen kann: von Denver in Colorado durch die Rocky Mountains und zahlreiche Nationalparks im Westen der USA bis nach San Francisco. 

In fünf Etappen geht es von Walden zum Pikes Peak, weiter nach Monticello, Modena, über den Lake Tahoe bis zum Ziel San Francisco. Die zweisprachigen Wegbeschreibungen sind in der Form knapper Essays gehalten, die insbesondere das eindrückliche Ambiente und Lebensgefühl der Region widerspiegeln, aber auch Hinweise zum Routenverlauf und vereinzelt auch zu Unterkünften und Restaurants enthalten. Allerdings sind die Texte nur der Rahmen für die unglaublichen Fotos vom Straßenverlauf und von den Landschaften im Westen der USA. Die Fotos sind zum überwiegenden Teil doppelseitig und schaffen es tatsächlich, einen hervorragenden Eindruck von der Weite des Landes und der Großartigkeit der Gegend zu vermitteln. Rotes Berggestein unter zumeist azurblauem Himmel, ein weiter Himmel mit reizvollen Schäfchenwolken, kurvenreiche fast abenteuerliche Bergstraßen, durch die Ebenen führende schnurgerade Highways – wer einmal im Westen der USA war, wird all das wiederfinden, was diesen Teil unseres Planeten so reizvoll macht. Karten der jeweiligen Etappe und eine dem Buch beigefügte ausfaltbare Karte der Gesamtstrecke helfen bei der Orientierung. 

Zusätzliche Artikel über einige porscheverbundenen Persönlichkeiten dürfen natürlich nicht fehlen, wen wundert das schon bei Stefan Bogner! In diesem Zusammenhang bildet auch eine Bildstrecke mit einem alten 356 und dem aktuellen 911 Carrera 4S Modellreihe 992 vor dem Hintergrund der Landschaften und Örtlichkeiten des Westens der USA eine besonders interessante Ergänzung des mit 306 Seiten wirklich umfangreichen und mit 350 Abbildung grandios illustrierten Bandes.

Ein Autobuch, ein USA-Band, ein Routenführer, ein Straßenatlas, ein Porsche-Buch? Ja, von jedem etwas und doch in der Gesamtschau sehr viel mehr. 

Thomas Nehlert

CURVES – USA Denver – San Francisco 

Autor: Stefan Bogner (Fotografie), Ben Winter (Text)
Verlag: Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2019 
Format und Umfang: 21 x 28 cm, 306 Seiten, 350 Abbildungen 
Text: Deutsch Preis: € 15,- 
ISBN: 978-3667115584 

Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: Porsche: Excellence Was Expected Karl Ludvigsen, Bentley Publishers, USA, 2019

Es gibt inzwischen deutlich über 1000 Buchtitel zum Thema Porsche, und ein Ende ist nicht in Sicht. Mit dieser vollständig überarbeiteten und im Umfang fast verdoppelten Neuauflage des Werks von Karl Ludvigsen wird ein neuer Maßstab in der Literatur über Deutschlands feinsten Auto-Hersteller gesetzt. Allein die Daten des vierbändigen Opus sind gewaltig: 11 kg, 2836 Seiten, 2912 Abbildungen – mehr Porsche geht nicht. 

Zur Verdeutlichung der Bedeutung dieses Werks soll zunächst kurz auf seine Historie eingegangen werden. Im Jahr 1977 vermeldete „auto motor und sport“, dass im Verlag des noblen Motor-Magazins „Automobile Quarterly“ die Erstausgabe von „Porsche: Excellence Was Expected“ erschienen sei, ein Porsche-Buch, das mit 890 Seiten, reicher Illustration und beispielhafter Recherche durch Karl Ludvigsen nur zu empfehlen sei. 1980 brachte der Bleicher Verlag München die deutsche Ausgabe heraus, die genauso schnell verkauft war wie das englischsprachige Original. Es verging eine lange Zeit bis zur zweiten Auflage, die dreibändig 2003 von Bentley Publishers in Massachusetts verlegt wurde, nur vier Jahre später folgte eine überarbeitete dritte Auflage im gleichen Format mit 1532 Seiten. Der Heel-Verlag plante eine vierbändige deutsche Ausgabe, kam aber leider nicht über den dritten Band hinaus, so dass das deutsche Werk mit 1376 Seiten unvollständig blieb. 

Jetzt, im Sommer 2019, also die ultimative vierte Auflage des Buchs von Karl Ludvigsen; und Karl Ludvigsen betont im Vorwort, dass dies die letzte Überarbeitung sein werde. Aus einst 32 Kapiteln sind nun 132 Kapitel geworden, in denen tatsächlich keine Frage zur Marken-, Modell- und Rennsportgeschichte von Porsche unbeantwortet bleibt. 

Jeder der vier Bände beginnt mit dem Vorwort, dem eine Modell-Übersicht des betreffenden Zeitraums und das jeweilige Inhaltsverzeichnis folgen. Die Inhaltsverzeichnisse sind sehr ausführlich und erleichtern dem Leser das Auffinden des ihn gerade interessierenden Themas. Aus diesem Grunde ist es auch nachzusehen, dass im Gegensatz zu den Vorauflagen ein Gesamtindex am Ende der Bände fehlt, der wahrscheinlich den Umfang der vier Bände gesprengt hätte. Am Ende jedes Bandes befinden sich eine sehr attraktiv gestaltete Zeitlinie der bedeutendsten Modelle dieser Epoche, eine auf die wesentlichen Siege beschränkte Rennstatistik sowie eine den Porsche-Enthusiasten mit Sicherheit interessierende Bibliografie. Eine Danksagung an die an dem Werk beteiligten Helfenden und ein Porträt des Autors schließen jeden Band ab. 

Karl Ludvigsen geht chronologisch vor, wobei sich die dokumentierten Zeiträume in den vier Büchern um bis zu sieben Jahre überlappen, was seinen Grund in den unterschiedlichen Zyklen der diversen Porsche-Modelle und den Rennsport-Aktivitäten in zahlreichen Motorsport-Gebieten findet. 

Der erste Band umfasst die Lebensgeschichte von Ferdinand Porsche, die Verzweigungen in den Familien Porsche und Piech sowie die vollständige Modell-Historie des 356. Ausführlichen Raum nehmen die Entwicklung des legendären Viernockenwellen-Motors sowie die Rennsportaktivitäten vom 356 bis zum 550 und 718 ein. Die eher vorübergehenden Einsätze Porsches in der Formel 2 und der Formel 1 anfangs der 1960er Jahre erfahren eine angemessene Würdigung. Als Bindeglied zwischen dem 356 und der Entwicklung des 911 schiebt Ludvigsen eine bisher fast unentdeckte Geschichte über die Planung eines „großen Porsche“ unter dem Kapiteltitel „Rise and Fall of the Big Porsche“ ein. Hier dürften selbst profunde Kenner der Porsche-Geschichte ins Staunen kommen. Gleiches gilt für die Beschreibung mehrerer Fremdaufträge für Porsche, die der Autor bis in den militärischen Bereich sehr detailliert aufgeklärt hat. Selbstverständlich nehmen die Entstehung und Entwicklung des 911 weiten Raum ein, ebenso wie die Konstruktion und Renngeschichte der Typen 904, 906, 910, 907 und 908. 

Im zweiten Buch wird die Entwicklung des 911 bis zum G-Modell unter ausführlicher Berücksichtigung des Turbo fortgeführt. Die parallele Entstehung der Transaxle-Baureihe mit 924 und 928 erhält ebenso breiten Raum wie der 914 in seinen verschiedenen Varianten am Anfang des Bandes. Weit gefächert ist die Dokumentation des Porsche Motorsports: 917 bis zum 917/30, 934/935/936 und der faszinierende Einstieg in die Gruppe C mit dem 956 und später 962 stehen für die ausnahmslos erfolgreichen Aktivitäten Porsches bei den Sportwagenrennen. Aber auch das erste Indy-Projekt wird von Ludvigsen in allen Facetten beleuchtet. 

Der dritte Band spiegelt die zunehmende Modellvielfalt bei Porsche wider. Da findet der Leser die Ausweitung der Transaxle-Modelle und ihr recht schnelles Ende, den grandiosen Technologieträger 959 sowie den für die 1990er Jahre neuen 911 namens 964 samt des nie in Serie gegangenen 965. Das Projekt des TAG-Formel-1-Motors für McLaren, die Einsätze bei der Dakar-Rallye, der mäßig erfolgreiche Einstieg in die amerikanische CART Series sowie das gründlich schief gegangene Formel-1-Engagement bei Footwork-Arrows zeigen das fast zu weite Betätigungsfeld Porsches im Motorsport dieser Zeit. Sportlich und noch mehr wirtschaftlich war Porsche in eine Krise geraten, aus der der neue Chef Wendelin Wiedeking und die von ihm eingeleiteten Maßnahmen herausführten. Nach dem gelungenen Übergangsmodell 993 brachte eine neue Modellpalette mit der Abkehr von der Luftkühlung Porsche wieder in die Gewinnzone – Boxster, 996 und schließlich der Cayenne als SUV führten zu einer gewaltigen Steigerung der Produktionszahlen. Ludvigsen beschreibt diese für das Stuttgarter Unternehmen nicht einfache Zeit genau und mit viel Hintergrundwissen. Mehr als nur eine Erwähnung finden das Projekt des viertürigen Porsche und die Renneinsätze der 993-Varianten, der drei 911 GT1-Baustufen und des WSC-Prototypen. Dabei wird auch auf das lange geheim gehaltene Denkmodell eines Le-MansEinsatzes 2000 mit dem Typ 980 LM eingegangen.

Der abschließende vierte Teil führt die Geschichte Porsches bis in die Gegenwart zum Modelljahr 2020. Hoch interessant ist da eine lange Analyse des Geschehens im Zusammenhang mit der Übernahme Porsches durch den VW-Konzern und der Auseinandersetzung zwischen Wendelin Wiedeking und Wolfgang Porsche auf der einen und Ferdinand Piech auf der anderen Seite. Die Entwicklung des 911 wird über die Baureihen 997 und 991 bis zum 992 beschrieben wie auch der Ausbau der Palette mit allen Varianten und Modellstufen von Boxster, Cayman, Macan, Cayenne und Panamera. Die Schwerpunkte im Motorsport werden durch den RS Spyder, die unzähligen GTVarianten des 911 und natürlich den grandiosen 919 Hybrid mit seinen drei Siegen in Le Mans gesetzt. Die Hinwendung zur Elektro-Mobilität findet ihren Niederschlag aber nicht nur in der Darstellung der neueren Rennfahrzeuge von Porsche, sondern auch in sehr detaillierten Berichten über den 918 und vor allem über den brandaktuellen Taycan, der bis kurz vor die jüngst erfolgte Modellvorstellung begleitet wird. 


 Foto: Thomas Nehlert
Was macht nun dieses vierbändige Werk so besonders? Da ist zunächst einmal der bereits erwähnte schiere Umfang. Eine vergleichbar lückenlose und fundierte Porsche-Geschichte in Buchform gibt es nicht. Noch entscheidender aber ist die überragende Fachkompetenz des Autors, der schon zahlreiche Bücher über Porsche publiziert hat, insbesondere auch über die Entwicklungen Ferdinand Porsches vor seiner Zeit als Unternehmer. Ludvigsen hat in einem Maße bis in die Tiefe recherchiert, wie es selbst bei Fachbüchern nicht die Regel ist. Die Dokumentation erfolgt chronologisch, steht dabei aber auf drei Säulen: die Straßensportwagen und Serienfahrzeuge, die Rennwagen und ihre Entwicklung und Rennhistorie, die unternehmerische und wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens mit allen Höhen und auch Tiefen. Es werden die familiären Divergenzen genauso aufgezeigt, wie der Weg aus der existenzbedrohenden Krise Anfang der 1990er Jahre und der wechselseitige Übernahmekampf zwischen Porsche und VW, der schließlich zur Eingliederung Porsches in den VW-Konzern führte. Auch die unmittelbare Verbindung zwischen Serienautomobilen und den Wettbewerbsfahrzeugen arbeitet der Autor bestens heraus.

Kaum jemand wird die über 2800 Seiten hintereinander weglesen; aber jeder findet zu jedem Porsche-Themenkreis die vollständige und vertiefte Sachdarstellung. Ludvigsen formuliert klar und macht auch technisch komplizierte Beschreibungen verständlich und nachvollziehbar. Das liest sich – vorausgesetzt man ist der englischen Sprache kundig – flüssig und abwechslungsreich. Eine Bereicherung ist auch, dass der Autor zahlreiche Quellen zitiert. Seien es Äußerungen von Ingenieuren, Rennfahrern und Teammanager, seien es Auszüge aus unterschiedlichen Publikationen wie Zeitschriften aus den USA, England und Deutschland, in denen unterschiedliche Testwerte und Messdaten gegenübergestellt werden. 

Mit über 2900 Abbildungen ist die Illustration der vier Bände mehr als reichhaltig. Die Fotos stammen überwiegend aus dem gewaltigen Archiv des Autors (Ludvigsen Library) und dem Historischen Archiv von Porsche. Mit der Auswahl der Motive wird das gesamte Spektrum der Thematik abgedeckt – technische Details, Fahrzeugaufnahmen, Rennfotografien, Porträts aller wesentlichen Beteiligten von der Porsche-Familie über Manager, Ingenieure, Rennfahrer und Rennleiter. Die Aufnahmen und technischen Zeichnungen sind zum Teil auch in größerem Format gehalten, die Wiedergabequalität auf gutem Papier ist in keiner Weise zu beanstanden. Aber eines ist klar: das ist kein Bildband. Die vielfältige und ansprechende Illustration ist eine wesentliche Ergänzung des überragenden Texts. Man kann diese Bände nicht einmal schnell durchblättern und sich auf die Betrachtung der zweifellos interessanten und reizvollen Fotos beschränken; man muss sich Zeit nehmen und wirklich in die Materie eindringen, will man den Wert dieses Werks erfassen. 

Gibt es keine Kritik? Doch, die gibt es – nicht an den Autor gerichtet, sondern an den Verlag. Die drei Bände der Vorauflage waren in Leinen gebunden, mit einer Fadenbindung versehen und durch einen Schutzumschlag und einen Leinenschuber geschützt. Die aktuellen vier Bände haben eine – wenn auch sehr solide – Klebebindung und jeweils ein Hardcover aus verstärkter Pappe. Wenn man sich mit einem inhaltlich so großartigen Werk in der 500-Dollar-Liga auf den Markt begibt, sollte es nicht auf ein paar Dollar mehr ankommen, um dieses Werk in einem qualitativ angemessenen Leineneinband und mit Fadenbindung zu präsentieren. 

Vielleicht bietet sich auch noch als fünfter Band ein ergänzendes „Data Book“ an, in dem die Daten aller Porsche-Fahrzeuge in tabellarischer Übersicht erfasst werden. Wenn auch Karl Ludvigsen in seinem Text und in den Modell-Zeitlinien sämtliche wesentlichen technischen Daten liefert, so wäre eine Zusammenfassung in Datenblöcken sicherlich interessant. Und dann hätte man vielleicht auch wieder Raum für einen – wie in der Vorauflage vorhanden – umfangreichen Gesamtindex, der bei einem so umfangreichen Werk sehr hilfreich wäre.

 Aber dies ändert nicht daran, dass es sich bei „Porsche: Excellence Was Expected“ um ein einzigartiges und in hohem Maße empfehlenswertes Werk handelt. 

Wer sich einen eigenen Eindruck von Karl Ludvigsen und seinem gründlichen Umgang mit technischen Themen machen will, dem sei u. a. sein rund 100minütiger Vortrag über Reid Railton vor den „Brooklands Trust Members“ aus dem Jahr 2018 (abrufbar auf YouTube) empfohlen, den er aus Anlass der Vorstellung seines zweibändigen Werks über diesen großen Konstrukteur gehalten hat. In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass Ludvigsen nicht nur rund 100 Automobilbücher und unendlich viele technische Berichte verfasst hat, sondern auch viele Jahre in der Automobilindustrie bei Fiat, Ford und General Motors in leitender Funktion tätig war. 

Thomas Nehlert

Porsche: Excellence Was Expected Autor: Karl Ludvigsen 
Verlag: Bentley Publishers, USA, 2019 Format, 
Umfang: 4 Bände, Hardcover, 23,5 x 27,5 cm, 2836 Seiten, 2912 Abbildungen 
Text: Englisch Preis: $ 524,95 plus Versandkosten ISBN: 978-0-8376-1769-5 
Vertrieb: http://www.bentleypublishers.com/ oder andere Internetportale

Rezension Thomas Nehlert: Ludvigsens Rückspiegel Karl Ludvigsen, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2019

Karl Ludvigsen zählt zweifellos zu den bedeutendsten Autoren im Bereich der AutomobilLiteratur, ja wahrscheinlich ist er sogar der bedeutendste Schriftsteller auf diesem Gebiet. Er hat nicht nur über 60 Bücher, darunter seine jüngst in neuer Auflage erschienene Porsche-Bibel „Porsche Excellence was Expected“ (4 Bände, über 2800 Seiten), verfasst, er war auch in leitenden Funktionen in der Automobilindustrie tätig – bei General Motors, Ford und Fiat.

Es ist klar, dass jemand, der so tief im Geschehen rund um das Automobil verwurzelt ist, unendlich viel Interessantes zu erzählen hat. In dem vorliegenden kompakten Buch schildert er seine Erfahrungen mit herausgehobenen Persönlichkeiten dieser Szene. Insgesamt 23 Porträts gehen auf Manager, Designer, Ingenieure, Rennfahrer und „Automenschen“ ein und vermitteln dem Leser ein Hintergrundwissen von Fakten und Ereignissen, das so bisher kaum an die Öffentlichkeit gedrungen ist.

Karl Ludvigsen beginnt mit einer knappen Biografie seines Vaters, geht ausführlich auf Ferry Porsche und Louise Piech ein und würdigt Werner Breitschwerdt, Robert Lutz, die Agnelli-Brüder sowie Carlo Abarth. Von den Designern seien hier nur beispielhaft Giorgetto Giugiaro, Albrecht Goertz und Tony Lapine erwähnt. Hoch interessant sind seine Beschreibungen der Ingenieure Alex von Falkenhausen, Rudolf Uhlenhaut und John DeLorean. Bei den Rennfahrern fiel die Auswahl auf Juan Manuel Fangio, Phil Hill, Emerson Fittipaldi und Mario Andretti. Den Abschluss des Bandes bilden Berichte über die Fotografen Bernard Cahier und Rodolfo Mailander sowie über den Rennfahrer und Journalisten Paul Frère.

Der Autor beschränkt sich dabei nicht auf die Dokumentation der besonderen Leistungen der vorgestellten Personen, sondern stellt sie in den historischen und gesellschaftlichen Zusammenhang. So wird dem Leser nicht nur Automobil-Historie näher gebracht, sondern darüber hinaus ein hohes Maß an Allgemeinbildung und historischem Wissen. Allein aus den Kapiteln über Robert Lutz, Alex von Falkenhausen und Tony Lapine erfährt man unendlich viel Neues über die Vorgänge in der Automobilindustrie und den Entwicklungsabteilungen aus der Zeit von 1950 bis 1980.

Der nicht von Ressentiments verstellte Weltblick Ludvigsens ist gerade in der heutigen Zeit eine Wohltat. Die Texte lesen sich spannend und abwechslungsreich, bei den 25 Fotos handelt es sich um Porträtaufnahmen der vorgestellten Personen. Es muss nicht immer ein riesiger Bildband sein, der einen erfreut; manchmal ist - so wie hier - ein eher im kleinen Format gehaltenes Buch inhaltlich wertvoller und lesenswerter.

Thomas Nehlert

Ludvigsens Rückspiegel 
Autor: Karl Ludvigsen 
Verlag: Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2019 
Format und Umfang: 15,5 x 23 cm, 224 Seiten, 25 Abbildungen 
Text: Deutsch 
Preis: € 19,90 
ISBN: 978-3-667-11572-0 
Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: Porsche 964 Carrera RS 3.8 Jürgen Barth, Norbert Franz, Robert Weber; Sportfahrer Verlag, Düren, 2017

Der Typ 964 war 1989 zunächst als vierradgetriebene Straßenversion auf den Markt gekommen. Er ersetzte nach 16jähriger Laufzeit das erfolgreiche und bis heute so beliebte sogenannte G-Modell der 911-Baureihe. Zwar deutlich moderner und leistungsstärker als der zuletzt gebaute Carrera 3.2 polarisierte er die Porsche-Kundschaft. Die einen schätzten seine technische Qualitäten, die anderen stießen sich an seinem Design. Es war keine leichte Zeit für Porsche, die Verkaufszahlen fielen in den Keller, und auch im internationalen Motorsport hatte man in Weissach schon sehr viel bessere Zeiten erlebt. 

In dieser Phase machten sich Roland Kussmaul als Projektleiter und Jürgen Barth als Chef des Porsche-Kundensports daran, die Eckpunkte für eine Wettbewerbsvariante auf der Basis des 964 Carrera RS abzustecken. So entstanden nach einer kurzen Entwicklungszeit der 964 Carrera RS 3.8 und als reinrassige Rennversion der RSR 3.8. Dieses Buch dokumentiert bis ins letzte Detail die Vorgeschichte und die Entstehung der beiden Varianten und stellt alle Exemplare, nach Chassisnummern geordnet, vor. Mit insgesamt nur 107 Exemplaren inklusive zweier Vorserienfahrzeuge und einer zusätzlichen Rohkarosserie lag die Stückzahl von RS 3.8 und RSR 3.8 damit noch deutlich unter der Produktionszahl der Gruppe-C-Rennwagen 956 und 962. 

Was die drei Autoren hier zu diesem außergewöhnlichen und raren Porsche zusammengetragen haben, sprengt den Rahmen eines normalen Typenbuchs bei weitem. Einem sehr eingehenden Vorwort von Roland Kussmaul folgt ein ausführliches Interview mit Jürgen Barth, bevor die Entwicklung zum RS 3.8, die Vorserie sowie die Typisierung wiedergegeben werden. Die Serienfertigung, die Identifikation und Auslieferung schließen sich an, wobei ein Fahrbericht von Walter Röhrl und die Pressemitteilung Porsches zum RS 3.8 diesen Abschnitt inhaltlich abrunden. 

Nach dem gleichen Muster wird auch die Entstehung des RSR 3.8 beschrieben, wobei in diesem Fall noch Reproduktionen der Homologationsblätter und eine 22seitige Darstellung der Renneinsätze des RSR folgen. 

Kernstück der Dokumentation beider Varianten ist die Beschreibung aller insgesamt 107 Exemplare von RS und RSR. Zu jedem Wagen werden die Ausstattungsmerkmale, die Historie und von Fall zu Fall unterschiedliche Dokumente wiedergegeben. Bei den RSR kommt dann noch jeweils eine fahrzeugspezifische Renngeschichte hinzu, in der alle jeweiligen Renneinsätze tabellarisch erfasst sind. 76 der 107 Stück sind auch in teilweise großformatigen Fotografien festgehalten. Man kann nur schwer ermessen, mit welch organisatorischem Aufwand es verbunden war, dieses bis ins Detail gehende Material zu beschaffen. 

Insgesamt ist das Buch mit 365 Fotos und über 200 Wiedergaben von Originaldokumenten in der Illustration hervorragend ausgestattet. Die Fotos sind von vortrefflicher Auswahl und bester Wiedergabequalität. Roland Kussmaul und Jürgen Barth stehen schon angesichts ihrer Positionen und Erfolge bei Porsche für überragende Fachkompetenz, und auch die beiden anderen Autoren haben sich zum großen Porsche-Themenkreis einen Namen gemacht. Dies schlägt sich in den tiefgehenden Recherchen und profunden Texten nieder. 

Das im fast quadratischen Format gehaltene Buch ist bestens verarbeitet und in einem attraktiv gestalteten und edlen Hardcover in Leinen gefasst. Ein fester Schuber mit Leinenüberzug schützt den wertvollen Band auch bei häufiger Nutzung wirksam. Natürlich sind 264,- Euro für ein Buch über einen sehr speziellen Porsche ein hoher Preis – angesichts des Gebotenen erscheint dieser aber bis zum letzten Cent angemessen. 

Thomas Nehlert

Porsche 964 Carrera RS 3.8 
Autoren: Jürgen Barth, Norbert Franz, Robert Weber 
Verlag: Sportfahrer Verlag, Düren, 2017 
Format, Umfang: Leinen-Hardcover im Leinen-Schuber, 24,5 x 28,5 cm, 384 Seiten, 365 Fotos, 212 Reproduktionen aus Originaldokumenten, 27 Rennstatistiken 
Text: Deutsch Preis: € 264,00 
ISBN: 978-3-945390-00-9 
Vertrieb: sportfahrer-zentrale.com 
Eine englischsprachige Ausgabe ist ebenfalls erhältlich.

Rezension Thomas Nehlert: Porsche – alle Modelle Lorenzo Ardizio, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2019

Seit einigen Jahren bringt der Verlag Giorgio Nada Editore in Mailand eine Taschenbuchreihe heraus, in der die schönsten Modelle großer Automarken in reizvollen Zeichnungen präsentiert werden. 

Der Delius Klasing Verlag hat nun den Band dieser Reihe über Porsche ins Deutsche übertragen und im Format erweitert. Im stabilen Hardcover und bündig gefassten Farbschnitt wirkt das Buch schon äußerlich sehr gelungen, wie auch das gesamte Layout zu überzeugen vermag.

Die Texte des Autors Lorenzo Ardizio über die 200 wichtigsten Porsche-Modelle vom 356 Nr. Roadster von 1948 bis zum 911 GT3 RS von 2018 sind kompetent und abwechslungsreich verfasst. Man erfährt die wesentlichen Details über alle Fahrzeuge, seien es die Straßensportwagen, die Rennwagen oder auch die neueren SUVs und Limousinen. Insbesondere die Motorsport-Varianten kommen nicht zu kurz, so dass der handliche Band zugleich auch eine kompakte Geschichte des Porsche-Rennsports ist. 

Der Band lebt aber von den schönen Zeichnungen Michele Leonellos, der alle besprochenen Porsche-Modelle in sehr schönen und farbigen Bildern wiedergibt. Insbesondere aus diesen bestens reproduzierten Kunstwerken bezieht dieses Buch seinen Reiz. 

Natürlich erfährt der Porsche-Kenner hier keine Neuigkeiten mehr, aber er kann sich an den gelungenen Bildern erfreuen; für den Porsche-Einsteiger ist dieses Buch mit Sicherheit überaus interessant und ein Gewinn, wie es auch schon angesichts seines günstigen Preises als Geschenk hervorragend geeignet ist. 

Thomas Nehlert

Porsche – alle Modelle 

Autor: Lorenzo Ardizio 
Verlag: Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2019 
Format und Umfang: Hardcover , 23,5 x 23 cm, 416 Seiten, 400 Abbildungen 
Text: Deutsch 
Preis: € 24,90 
ISBN: 978-3-667-11251-4 Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: Electric High Speed – Mercedes-Benz Design Projekt Othmar Wickenheiser, Shaker Media, Aachen, 2017

Mercedes-Benz verfügt nicht nur über eine gewaltige Tradition im Motorsport, sondern auch über eine herausragende Geschichte in der Entwicklung von Rekordfahrzeugen. In der Erkenntnis, dass sich das Automobil aktuell in der Phase eines Umbruchs befindet, wie es ihn in dieser Bedeutung noch nicht gegeben hat, legte das Stuttgarter Unternehmen zusammen mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften München unter der Leitung von Prof. Dr. Othmar Wickenheiser ein Projekt auf, in dem zehn Studenten die Aufgabe gestellt wurde, das Modell eines zukünftigen Geschwindigkeitsrekordfahrzeugs zu entwickeln. 

Mag man zunächst zweifeln, ob gerade ein derartiges Fahrzeug mit der Zukunft automobiler Fortbewegung vereinbar ist, so wird einem bei der Befassung mit dem Thema doch klar, dass gerade die Auseinandersetzung mit Konstruktionen, die eine extreme aerodynamische und zudem optisch reizvolle Gestaltung verlangen, eine besondere Herausforderung darstellt. 

Der sehr edel gestaltete Band gibt nach den Vorworten von Gordon Wagener als Chief Design Officer der Daimler AG und Othmar Wickenheiser als Leiter des Transportation Design an der Hochschule München einen knappen Abriss über die Geschichte der Rekordfahrzeuge von Mercedes-Benz bis zum Rekordwagen T80 von 1939. 

Es folgt die sehr detailreiche und auch für den Laien nachvollziehbare Dokumentation des Projekts. Die Arbeiten aller zehn Kandidaten werden in fünf Schritten wiedergegeben: Konzept und Ideenfindung, Brainstorming, Variantenphase, Renderings (Studio), Renderings (Environment). Man muss sich als Leser und Betrachter Zeit nehmen, um Zugang zu der Materie zu finden und sich in die Gestaltungsschritte „einzusehen“. Dann aber, wenn sich einem die Konsequenz der Entwicklungsschritte nach und nach erschließt, wird man zweifellos der Faszination dieses Projekts erliegen. Man begleitet den Weg von anfangs geradezu bruchstückhaften Zeichnungen bis zum technisch überzeugenden und ästhetisch gelungenen fertigen Modell und seiner Präsentation. 

Die Texte sind knapp und verständlich, der im Hochformat gehaltene und 524 Seiten umfangreiche Band lebt von seiner brillanten Illustration auf gutem Hochglanzpapier. Sowohl die unzähligen Zeichnungen mit all ihren Abwandlungen als auch die fotografische Reproduktion der Modelle realistisch im Studio und phantasievoll in einer künstlich hinzugefügten Umgebung einer Rekordfahrt ziehen den Leser in ihren Bann. Insbesondere wer sich für Design interessiert, kommt hier natürlich voll auf seine Kosten, aber auch dem von der Materie unbeleckten Betrachter erschließt sich der Gestaltungsprozess beim Design eines Fahrzeugs auf hervorragende Weise. 

Dieses Buch ist sicher kein Schnäppchen, es ist aber angesichts der Qualität des Bandes und der ungewöhnlichen Materie und ihrer überaus attraktiven Aufarbeitung jeden Cent wert. Es ist deshalb auch kein Zufall, dass dieses Werk bei der Verleihung des Autobuchpreises 2019 mit einem Sonderpreis ausgezeichnet wurde. 

Thomas Nehlert

Electric High Speed – Mercedes-Benz Design Projekt 

Autoren: Prof. Dr. Othmar Wickenheiser 
Verlag: Shaker Media, Aachen, 2017 
Format, Umfang: Hardcover, 20 x 30,5 cm, 524 Seiten 
Text: Deutsch Preis: € 119,90 ISBN: 978-1-95631-626-5 

Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: Colours of Speed – 50 Jahre Porsche 917 Edition Porsche Museum, Motorbuch Verlag Stuttgart, 2019

Aus Anlass der faszinierenden Sonderausstellung "50 Jahre Porsche 917“ hat das Porsche Museum in Stuttgart diesen Band herausgebracht. Als "roter Faden" dienen die zehn Ausstellungsstücke vom ersten – wieder aufgebauten – 917 001 bis zum gewaltigen CanAm-Boliden 917/30-002. Wenngleich am Ende des im praktischen Querformat gestalteten kompakten Buchs durch das Porsche Museum darauf hingewiesen wird, dass der Ausstellungsband nur einen Auszug aus der Ära des 917 darstelle, so kann man ohne Übertreibung feststellen, dass er dennoch einen wirklich gelungenen Überblick über die Entwicklung, die Rennhistorie und die am Projekt beteiligten Personen gibt.

Allein ein Auszug aus den insgesamt 21 Porträts liest sich wie ein „Who‘s who“ der Porsche-Historie: Ferdinand Piech, Hans Mezger, Valentin Schäffer, Peter Falk, Norbert Singer, Eugen Kolb. Dazu kommen noch zahlreiche Rennfahrer wie z.B. Jo Siffert, Kurt Ahrens, Vic Elford und Hans Herrmann. Die Technik des Anfang der 1970er Jahre bahnbrechenden 917 wird ausführlich dokumentiert, genauso wie seine größten Rennerfolge. Und natürlich werden sowohl der Film „Le Mans“ von Steve McQueen als auch die Rekordfahrt in Talladega zum Ende der 917-Epoche berücksichtigt.

Sehr interessant ist auch, dass der 917 in Kontext zum Vorgänger 908 und zu den TurboVersionen des 911 gesetzt wird. Das Buch endet mit der Designstudie "917 Living Legend" aus dem Jahr 2013. Das Vorwort stammt von keinem Geringeren als Porsches MotorenLegende Hans Mezger.

Der Band ist mit einem attraktiven Layout versehen. Die Illustration ist bestens. Auf den 320 Seiten findet man über 310 Fotos, die zum Teil das Format des Buchs ganz- oder sogar doppelseitig ausschöpfen. Die Aufnahmen stammen fast ausnahmslos aus dem Porsche Archiv und begeistern sowohl von den Motiven als auch von der Wiedergabequalität. Ein Leckerbissen der besonderen Art ist die – wenn auch dem handlichen Format in der Größe angepasste – Reproduktion von 54 Rennplakaten aus der Zeit von 1969 bis 1974.

Dieser sehr reizvolle Band verdeutlicht, dass es nicht immer ein gewaltiges „Coffee Table Book“ sein muss, wenn man sich über einen der berühmtesten Rennwagen der Motorsportgeschichte informieren möchte.

Thomas Nehlert

Colours of Speed – 50 Jahre Porsche 917
Herausgeber: Porsche Museum, Stuttgart 
Verlag: Motorbuch Verlag Stuttgart, 2019 
Format und Umfang: Hardcover , 24,5 x 17,5 cm, 320 Seiten, über 300 Fotos 
Text: Deutsch Preis: € 19,95 
ISBN: 978-3-613-30909-8 
Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: Porsche 356 made by Reutter Frank Jung, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2019

Auf 336 Seiten beschreibt Frank Jung, der Urenkel des Unternehmensgründers Albert Reutter, die Geschichte des Stuttgarter Karosserie-Werks Reutter, die intensive Verbindung zwischen Reutter und dem nach dem Krieg aufstrebenden jungen PorscheWerk sowie die Entstehung und Entwicklung des Porsche 356. 

Das Buch ist die zweite Auflage des 2011 erstmals erschienenen Bandes, im Format deutlich größer und durch weiteres Bildmaterial im Umfang erweitert. Bereits 2006 war aus Anlass des 100jährigen Jubiläums von Reutter die Publikation "Stuttgarter Karosseriewerk Reutter" von Uta und Helmut Jung - den Eltern des Autors - herausgekommen, wobei inhaltliche Überschneidungen dieser beiden Bücher zum besseren Verständnis der Zusammenhänge durchaus gewollt sind. Allerdings liegt der Schwerpunkt des hier besprochenen Bandes, wie schon der Titel erkennen lässt, auf der Geschichte des Porsche 356.

Jung stellt zunächst die Historie des Karosseriewerks von 1906 bis 1949 dar und beschreibt die Anfänge der Zusammenarbeit von Reutter mit dem Konstruktionsbüro Porsche anhand der Porsche-Typen 7, 8, 12, 32 und 60. Auf etwa 140 Seiten folgt die Dokumentation der Kooperation von Reutter und Porsche von 1949 bis 1964, die also die gesamte Produktionszeit des legendären 356 in all seinen Entwicklungsstufen bis zum Beginn der 911er-Herstellung umfasst. Dabei werden auch die elementaren Bezüge zur Firma Recaro nicht ausgelassen, deren Name sich aus den Begriffen "REutterCAROsserie"“ ableitet.

Ist schon dieser Abschnitt sehr reichhaltig illustriert, so schließt sich auf den anschließenden 110 Seiten nach einem Blick auf die Lehrwerkstatt des Unternehmens eine Bilddokumentation zur Produktion des 356 an, die ihresgleichen sucht. Bis ins Detail wird der Herstellungsprozess des 356 verfolgt und wiedergegeben. Schon allein wegen der Reproduktion dieser zeitgenössischen Aufnahmen in ganz erstaunlicher Qualität lohnt sich der Erwerb des Buchs. 

Aber auch die übrigen Fotografien und Abbildungen - insgesamt nicht weniger als über 700 - vermögen zu begeistern und zeigen ein ungewöhnliches Kapitel deutscher und insbesondere schwäbischer Industriegeschichte. Zahlreiche Fotos stammen aus dem privaten Reutter-Archiv und aus dem unerschöpflichen Fundus des Historischen Archivs von Porsche, dessen Leiter Frank Jung inzwischen ist. Sein Vorgänger in dieser Funktion, Dieter Landenberger – inzwischen Leiter von Heritage Volkswagen Communications - hat das Vorwort verfasst, mit dem er diesem Buch seine wichtige Position innerhalb der kaum noch überschaubaren Porsche-Literatur zuweist. In dem Zusammenhang ist ausdrücklich auf das im Anhang befindliche Literatur- und Quellenverzeichnis hinzuweisen, das dem Leser noch zusätzliche Erkenntnismöglichkeiten zu diesem automobil- und zeithistorisch interessanten Thema eröffnet.

Das Buch ist hervorragend verarbeitet und insbesondere in dieser zweiten überarbeiteten Auflage auch im Layout attraktiv und modern gestaltet.

Thomas Nehlert

Porsche 356 made by Reutter Autor: Frank Jung 
Verlag: Delius Klasing 
Verlag, Bielefeld, 2019 
Format und Umfang: Hardcover , 23,5 x 27 cm, 336 Seiten, über 170 Fotos 
Text: Deutsch 
Preis: € 49,90 
ISBN: 978-3-667-11585-0 
Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: IMSA 1969-1989 – The Inside Story of how John Bishop built the World‘s Greatest Sports Car Racing Series Mitch Bishop and Mark Raffauf, Octane Press, USA, 2019

Angesichts des Niedergangs der großen Prototypen-Klasse LMP1 bei den Sportwagen-Rennen in der World Endurance Championship und der Konzeptionslosigkeit der Fédération International de l‘Automobile (FIA) fragt man sich, weshalb es die amerikanischen Veranstalter von Sportwagenrennen schaffen, hervorragenden Motorsport zu bieten, der erkennbar auch eine bemerkenswerte Zukunftsperspektive hat. Nun, es war indes nicht immer so, denn zu den Zeiten, als sich die American Le Mans Series und die GrandAm Series gegenseitig Konkurrenz machten, war diese Kategorie des Motorsports auch in den USA in eine Krise geraten. Erst die Zusammenführung der beiden Championate in der IMSA WeatherTech Sportscar Championship mit der attraktiven und kostengünstigen DPI-Klasse für Prototypen brachte eine Wende zum Guten. Mit der Wiederbelebung der IMSA Series wurde an eine große Tradition im amerikanischen Motorsport angeknüpft. 

Wer sich für die Entstehung der „International Motor Sport Association“ (IMSA) und deren erste Blütezeit interessiert, ist mit diesem grandiosen und gewichtigen Buch hervorragend bedient. Die Autoren Mitch Bishop und Mark Raffauf sind mit der IMSA auf unterschiedliche Weise eng verbunden. Mitch Bishop ist der Sohn von John Bishop, der die aus dem „Sports Car Club of America“ (SCCA) hervorgegangene IMSA zusammen mit seiner Ehefrau Peggy und mit dem Vater der NASCAR Series, Bill France Sr., 1969 gegründet hatte. Mark Raffauf ist seit 1974 für die IMSA bis hin in leitende Funktionen tätig gewesen und bekleidet noch heute die Funktion eines Senior Directors.

Das großformatige Buch ist chronologisch in 12 Kapitel untergliedert. Der erste Abschnitt stellt sich als interessante Zeitreise in die Geschichte der Familie Bishop während der letzten 100 Jahre dar und verdeutlicht die bereits sehr frühe und intensive Verbindung zur Fliegerei und zum Motorsport. Anschließend wird auf rund 15 Seiten die Entwicklung der zunächst ausschließlich von privater Seite betriebenen Rennen mit Sportwagen in den USA unter dem Banner des SCCA dokumentiert. Angesichts des Interesses mehrerer Automobilwerke an dieser Sparte des Autosports musste die Organisation der Sportwagenrennen neu geordnet werden. Dies führte schließlich 1969 zur Gründung der IMSA, deren erste Rennen aber erstaunlicherweise Läufe mit Fahrzeugen der Formel Ford waren. 

Die entscheidende Rolle bei den Rennen der IMSA Series spielten zunächst für lange Zeit die GTFahrzeuge und auch die Tourenwagen. Nicht zuletzt um eine Dominanz der Porsche zu verhindern, waren anfangs Turbo-Motoren verboten. Nachdem aber die 12 Stunden von Sebring und die 24 Stunden von Daytona als Amerikas größte Sportwagen-Rennen in die IMSA Series aufgenommen worden waren, musste auch das Regelwerk entsprechend angepasst werden. Der Weg führte in mehreren Schritten bis zur GTP Klasse, die – grob umschrieben – der Gruppe C entsprach, aber auf eine Begrenzung des Treibstoffverbrauchs verzichtete. Zweifellos war die Epoche mit diesen mächtigen Prototypen von 1981 bis 1993 die große Blütezeit der IMSA Series. Die bei den Gesamtsiegen dominierenden Marken waren Porsche, Jaguar, Nissan und Toyota.

Das Buch deckt diese Ära bis zum Jahr 1989 ab, da sich die Eheleute Bishop in diesem Jahr aus gesundheitlichen Gründen zurückzogen. Selbst wer meint, sich im US-Motorsport schon ganz gut auszukennen, wird hier immer wieder neue Informationen entdecken. Mitch Bishop und Mark Raffauf haben unendlich viel Material gesichtet und ausgewertet, Hintergrundgeschichten ans Licht gebracht und eigene Erfahrungen einfließen lassen. Ihre Schilderungen beschränken sich nicht nur auf das Renngeschehen, die teilnehmenden Fahrzeuge und Fahrer, sondern gehen auch detailliert auf das sich mehrmals verändernde Regelwerk ein und auf die Erwägungen, die zu den jeweiligen Reglementsänderungen führten. In vielen Kapiteleinschüben befassen sich die Autoren mit besonders bemerkenswerten Rennwagen der IMSA Series, mit außergewöhnlichen FahrerPersönlichkeiten und auch mit einzelnen Hintergrundaspekten.

 Fast wie ein Krimi liest sich das zehnte Kapitel, das die kriminellen Aktivitäten einiger Teamchefs und Fahrer beleuchtet. Da Motorsport nun einmal teuer ist, hatten sich einige der Beteiligten das Geld durch Drogenhandel beschafft, so dass die IMSA zeitweise scherzhaft als „International Marijuana Smugglers Association“ bezeichnet worden war. Den inhaltlichen Abschluss des Buchs bildet eine siebenseitige Meisterschaftsstatistik, die nicht nur die jeweilige Spitzenkategorie der IMSA Series abbildet, sondern auch die entsprechenden Unterklassen. Dazu kommen noch eine Bibliografie und ein Index. 

Das alles liest sich überaus spannend, die Texte sind von höchster Kompetenz bis ins letzte Detail und dazu auch noch abwechslungsreich. Nicht minder begeisternd ist die Illustration. Rund 360 Fotos zeigen die IMSA-Rennen von allen Seiten: Rennaction, fantastische Fahrzeuge, gute FahrerPorträts. Zahlreiche Aufnahmen sind in wirklich großem Format, teilweise doppelseitig, gehalten und vermitteln eine dichte und prickelnde Atmosphäre. Der Band ist bestens verarbeitet und auf hochwertigem Mattglanzpapier hergestellt. Ordentliche Englischkenntnisse sind allerdings schon erforderlich, wenn man den Inhalt dieses Buchs über die herrlichen Bilder hinausgehend genießen  möchte.

Thomas Nehlert

IMSA 1969-1989 – The Inside Story of how John Bishop built the World‘s Greatest Sports Car Racing Series 

Autoren: Mitch Bishop, Mark Raffauf 

Verlag: Octane Press, USA, 2019 

Format, Umfang: Hardcover, 30,5 x 27,5 cm, 372 Seiten, 360 Fotos 

Text: Englisch Preis: € 94,90 

ISBN: 978-1-937747-89-3 

Vertrieb: RacingWebShop.com möchte. IMSA

Rezension Thomas Nehlert: 50 Jahre Porsche 914 Jürgen Lewandowski, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2019

Bei den Porsche-Kunden und -Fans war es nicht gerade eine "Liebe auf den ersten Blick", als ihnen vor 50 Jahren der Porsche 914 präsentiert wurde. Aber selbst die größten 914- Skeptiker werden dieses Fahrzeug nach der Lektüre des hier besprochenen Buchs mit anderen Augen betrachten.

Erstmals wird durch den namhaften Automobil-Historiker und Buchautor Jürgen Lewandowski die Entwicklung des als Gemeinschaftsproduktion von Volkswagen und Porsche entstandenen Typ 914 so detailliert und vollständig dokumentiert, dass wirklich keine Frage mehr offen bleibt. Der Verfasser hat in jahrelanger Recherche unglaublich viel Material und Hintergrundinformationen zusammengetragen und zu einem Buch verarbeitet, das ohne Übertreibung als Benchmark innerhalb der wahrhaft reichhaltigen Porsche-Literatur angesehen werden muss. Dabei konnte er auf sein eigenes umfangreiches Archiv zurückgreifen, das eine der größten Privatsammlungen automobiler Druckwerke in Deutschland ist.

Das Buch ist in 13 Kapitel gegliedert. Im ersten Abschnitt beschreibt Lewandowski die von jeher enge und schon familiär begründete Verbindung von Volkswagen und Porsche mit all ihren Erfolgen und auch Krisen. Die ersten Überlegungen des VW-Konzerns zu einem preisgünstigen Mittelmotorsportwagen in den 1960er Jahren werden ebenso eingehend dargelegt wie die vertrauensvollen Kontakte zwischen Ferry Porsche und Heinrich Nordhoff. Dennoch war die Entscheidungsfindung zum VW-Porsche mit zahlreichen Meinungsverschiedenheiten und Hindernissen verbunden, die nach dem Wechsel von Nordhoff zu Lotz auf Seiten VWs nicht geringer wurden. Insbesondere die Schaffung einer Vertriebsregelung für den Mittelmotorsportwagen gestaltete sich schwierig, weil zu viele unterschiedliche Interessen – nicht zuletzt auch aus den USA – berücksichtigt werden mussten. Mit großer Akribie und fesselnd beschrieben, schildert Lewandowski im dritten Kapitel diese Problemlage und vermittelt dem Leser Hintergrundinformationen, die zum Teil bisher unbekannt waren.

Zwischen dem ersten und dritten Kapitel analysiert Michael Mauer, der aktuell für das Porsche-Design verantwortlich ist, in einem ausführlichen Interview die formale Gestaltung des 914, die schon damals wie auch heute als optisch ungewöhnlich aber in hohem Maße funktionell zu würdigen ist. 

Die Entwicklung des 914 anhand der Vorgaben eines Anforderungskatalogs wird im vierten Abschnitt in allen Einzelheiten beschrieben, und zwar sowohl in der Entstehung des in der Bevölkerung als „Volks-Porsche“ (VoPo) bezeichneten Sportwagens als auch in der Fortentwicklung über die Modelljahre 1970 bis 1976. Nicht minder spannend lesen sich die folgenden Kapitel über den leider nicht über das Projektstadium und eine ganz kleine Stückzahl hinausgekommenen 916 und den nur in zwei Einzelstücken für Ferry Porsche und Ferdinand Piech gebauten 914 S, einen mit dem Rennmotor des 908 versehenen, äußerlich besonders zurückhaltend gestalteten 914 mit den Fahrleistungen eines Supersportwagens. Am Beispiel des Projekts 916 und seines vorzeitigen Endes wurde sehr deutlich, woran auch die Vermarktung des 914/6 mit dem Sechszylinder-Motor aus dem 911 krankte – am einfach viel zu hohen Preis, nämlich sowohl im Verhältnis zum mit dem Vierzylinder-VW-Motor ausgestatteten 914 als auch im Vergleich zum preisgünstigsten 911. 

Mit der Entwicklung des 914/6 GT und seinem Einsatz im Motorsport befassen sich die Kapitel sieben bis neun. 1970 konnte diese ausschließlich für den Renn- und Rallyeeinsatz konzipierte Variante insbesondere bei einigen Langstreckenrennen überzeugen, nicht zuletzt mit einem sechsten Gesamtrang und dem Sieg in der GTWertung bei den 24 Stunden von Le Mans und mit einem Triumph beim sogenannten Marathon de la Route auf dem Nürburgring. Der auch intern bei Porsche nicht unumstrittene Einsatz bei der Rallye Monte Carlo 1971 mit seinem eher mäßigen Erfolg führte schlussendlich zum Abbruch weiterer werksseitiger Entwicklung des 914/6 GT für den Motorsport. Allerdings blieb er aufgrund seiner hohen Zuverlässigkeit noch lange ein bei Privatfahrern geschätzter Wettbewerbssportwagen, der sich auch als erstes Fahrzeug der von Herbert Linge ins Leben gerufenen ONS-Streckensicherungsstaffel unschätzbare Verdienste erwarb. Diesem Einsatzgebiet widmet Jürgen Lewandowski ebenso ein eigenes Kapitel wie einem mit herrlichen Erinnerungen garnierten 914/6 GT-Fahrbericht von Eckhard Schimpf. 

Ein Höhepunkt des Buchs ist zweifellos der Abschnitt über einen nie über das Planungsstadium hinausgekommenen Nachfolger des Typ 914. Unter Berücksichtigung eines anspruchsvollen Anforderungskatalogs beschäftigte man sich bei Porsche bereits 1972 mit verschiedenen Umsetzungsmöglichkeiten für einen zukünftigen EinsteigerSportwagen; favorisiert wurde das Frontantriebskonzept für einen deutlich geräumigeren 2+2-Sitzer mit verglaster Heckklappe. Allerdings wurde dieser Sportwagen nie Realität. Stattdessen kam 1976 der Porsche 924.

Nach einem Blick auf mehrere Sondermodelle auf der Grundlage des 914 – vom durch Albrecht Graf Goertz entworfenen 914/6 bis zum von Ital Design stammenden Tapiro – wird der "Volks-Porsche" noch einmal abschließend aus heutiger Sicht der Dinge gewürdigt – mit all seinen Erfolgen und den diversen Schwierigkeiten, die entstehen, wenn zwei Werke mit unterschiedlicher Ausrichtung ein gemeinsames Ziel verfolgen. 

Ein zehnseitiger Anhang mit den technischen Daten aller Modell- und Motorvarianten des 914 und eine Bibliografie schließen das Buch inhaltlich ab. 

Gerade dieser Bibliografie kommt eine besondere Bedeutung zu. Denn Lewandowski hat nicht nur die vollständige Sekundär-Literatur ausgewertet, sondern belegt seine Ausführungen auch durch Zitate aus vielen grundlegenden Publikationen, hier sollen in erster Linie und nur beispielhaft die Werke von Karl Ludvigsen, Paul Frère, Eckhard Schimpf und Brian Long erwähnt werden. So ist es dem Leser auch möglich, in diesen weiteren Quellen zu stöbern und sich selbst über das eigentliche Thema hinausgehende Erkenntnisse zu verschaffen. Noch entscheidender als diese – heute leider nicht immer selbstverständlichen – Quellenangaben dürften aber die vertrauensvollen Kontakte gewesen sein, die der Autor nicht nur zum Historischen Archiv von Porsche, sondern auch zum internen Kreis des Zuffenhausener Unternehmens bis hinein in den Familienverbund unterhält. So war es ihm möglich, tatsächlich bisher im Verborgenen gebliebene Fakten ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen, die den bisher etwas vergessenen 914 in einem neuen und überaus interessanten Licht erscheinen lassen. 

Zur Illustration braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Rund 170 Aufnahmen, zum Teil erstmals publiziert und ausnahmslos in bester Wiedergabequalität, verleihen dem Band einen angemessenen Rahmen. Viele sind im großen Format gehalten und geben auch technische Details wieder. Besonderen Reiz üben auch die für die 1970er Jahre so typischen Ablichtungen aus der Porsche-Werbung aus. Das Buch ist sehr gut verarbeitet und erscheint in attraktivem Layout. Angesichts der Tatsache, dass es bisher zum 914 keine vergleichbare Veröffentlichung gibt, und der Qualität der Umsetzung des Themas ist dieser Band wirklich ein Meilenstein in der fast unendlichen Porsche-Literatur. 

Thomas Nehlert

50 Jahre Porsche 914 

Herausgeber: Edition Porsche Museum 
Autor: Jürgen Lewandowski 
Verlag: Delius Klasing 
Verlag, Bielefeld, 2019 
Format und Umfang: Hardcover , 23,5 x 27 cm, 224 Seiten, über 170 Fotos 
Text: Deutsch 
Preis: € 49,90 
ISBN: 978-3-667-11586-7 
Überall im Buchhandel erhältlich

Rezension Thomas Nehlert: Twice Around the Clock – The Yanks at Le Mans - 1923-1979 Tim Considine, Toll Hall Sexton Books, 2018

Wenn man Roger Penske, den man wohl ohne Übertreibung als Motorsport-Tycoon der USA bezeichnen kann, fragt, welches Rennen er nach den unzähligen Erfolgen seiner Teams bei den Indycars, in der NASCAR Series, bei vielen großen Sportwagenrennen, der American Le Mans Series und sogar den Tourenwagen der australischen Supercars Series denn unbedingt noch gewinnen möchte, so lautet die Antwort stets: die 24 Stunden von Le Mans. Das bedeutendste Autorennen der Welt übt von jeher eine ganz besondere Anziehungskraft auf die Motorsportler in Amerika aus. 

Tim Considine hat sich nun mit einem geradezu überwältigenden Buch auf rund 1100 Seiten dieses faszinierenden Themas angenommen. Manch einem mag der Name Tim Considine bekannt vorkommen. In den 1950er und 1960er Jahren zählte er zu den bekannten Kinder- und Jugendlichen-Darstellern im amerikanischen Film und Fernsehen. So war er in Deutschland sicherlich durch die Rolle des ältesten Sohns Mike in der Familienserie "Meine drei Söhne" einem größeren Publikum bekannt. Nach seiner TV-Karriere betätigte er sich überaus vielseitig – als Rennfahrer, Buchautor und Fotograf. Er war für längere Zeit der Präsident der "Motor Press Guild", der größten Vereinigung von Motorjournalisten in den USA. Und er wurde bereits mit dem "Motor Press Guild Dean Batchelor Award" ausgezeichnet. 

Die größte Epoche amerikanischer Teams bei den 24 Stunden von Le Mans ist in der Erinnerung fast aller Motorsport-Enthusiasten natürlich die Zeit von 1964 bis 1969, als Ford mit einem unglaublichen Einsatz von technischem Knowhow, Menschen und Geld schlussendlich Ferrari bei dem Langstreckenrennen besiegen konnte. Aber die Geschichte der Amerikaner – der "Yanks" - in Le Mans ist eine viel längere und größere. 

Band 1 umfasst die Zeitspanne von 1923 bis 1959, und tatsächlich waren die USA von Anfang an bei dem 24-Stunden-Rennen präsent. Schon beim ersten Rennen belegte das französische Team von Charles Montier mit einem von einem Triebwerk des T-Modells von Ford versehenen Ford-Montier Special den 14. Platz im Gesamtklassement. 1928 waren nicht weniger als vier Chrysler 72 Six am Start. In der Vorkriegszeit traten auch noch Fahrzeuge von Ford, Stutz und Duesenberg an der Sarthe an, amerikanische Fahrer und Teams blieben allerdings eine Ausnahme. 

Das änderte sich 1949, als der aus Italien stammende in den USA lebende Generalimporteur für Ferrari, Luigi Chinetti, mit einem Ferrari 166 MM den ersten Sieg für Ferrari errang. Fortan spielten Fahrer, Teams und Marken von jenseits des Atlantiks stets eine bedeutende Rolle, wie zum Beispiel die von Briggs Cunningham eingesetzten Cadillac oder Cunningham-Chrysler. 1954 tauchte als Fahrer erstmals Carroll Shelby auf, der Anfang der 1960er mit seinen Shelby Cobra Daytona Coupés ins Renngeschehen eingreifen sollte. Phil Hill, Dan Gurney, Ed Hugus und Masten Gregory waren große amerikanische Fahrer, die schon in den 1950er Jahren in Le Mans starteten. 

Im zweiten Band dokumentiert Considine die Jahre 1960 bis 1969. Das war die große Zeit der Amerikaner in Le Mans. Schon zum Anfang dieses Jahrzehnts beeindruckten die mächtigen Chevrolet Corvette von Briggs Cunningham und die Maserati "Birdcage" des Camoradi Teams sowie natürlich die zahlreichen Ferrari GT des North American Racing Teams (NART) von Luigi Chinetti. 1963 waren erstmals ein Shelby Cobra und ein AC Cobra Ford unter den Teilnehmern. Henry Ford II. war nach dem Platzen des Deals mit Enzo Ferrari überaus verärgert und wollte nichts unversucht lassen, die siegreichen Italiener in Le Mans zu schlagen. Mit einem bis dahin nicht gekannten Aufwand stellte Ford ein Programm auf die Beine, das ab 1966 geradezu zwangsläufig zum Erfolg führte – vom GT 40 über den Mk.II bis zum Mk.IV. Ziemlich alle amerikanischen Fahrer von Rang und Namen fanden sich an der Sarthe ein, sowohl in den Teams von Ford als auch in anderen Mannschaften: Dan Gurney, Mario Andretti, Phil Hill, A.J. Foyt, Richie Ginther, Masten Gregory, Mark Donohue und Bob Bondurant. War die FordWerksmannschaft 1966 und 1967 siegreich gewesen, so führten die GT 40 des John Wyer Teams die Siegesserie auch nach dem Rückzug des Werks noch 1968 und 1969 fort. 

Die folgende Ära von 1970 an, die Gegenstand des dritten Bandes ist, wurde durch die Siege von Porsche und Matra geprägt. Dennoch blieb die Präsenz amerikanischer Teilnehmer bemerkenswert. Insbesondere die zahlreichen Einsätze des North American Racing Teams - zunächst mit den bildschönen Ferrari 512S und 512M, später den kaum weniger eindrucksvollen Ferrari 365 GTB/4 Daytona - müssen hier hervorgehoben werden. Ein Highlight war zweifellos der von Roger Penske 1971 in der attraktiven blaugelben Sunoco-Lackierung an den Start gebrachte Ferrari 512M mit den Fahrern Mark Donohue und David Hobbs. Dazu kamen aus amerikanischer Sicht immer wieder einzelne privat eingesetzte Chevrolet Corvette. 

Der Autor beschreibt die Renneinsätze der amerikanischen Teams, Fahrzeuge und Fahrer in chronologischer Reihenfolge. Er schildert die Rennstrategien, die teaminternen Vorgänge und gibt auch zahlreiche Hintergrundgeschichten wieder. Dabei kommen nicht nur Considines bis ins Detail gehende Wissen und seine hervorragende Fachkompetenz zum Tragen, sondern ebenfalls in ganz ungewöhnlich ausführlichem Umfang Originaläußerungen der unmittelbar an den Rennen beteiligten Personen. Hier wird deutlich, welch jahrelange und in die Tiefe gehende Recherche Eingang in dieses Werk gefunden hat. Viele der zitierten Protagonisten sind inzwischen verstorben; das ändert nichts an der Authentizität ihrer den Leser fesselnden Darstellungen. Jeder der Rennberichte endet mit einem ausführlichen Rennergebnis, in dem natürlich alle Teilnehmer und nicht nur die aus den USA stammenden aufgelistet sind. 

Jeder der drei Bände endet mit mehreren Anhängen: von einem sehr ausführlichen Quellenverzeichnis zu den vom Autor wiedergegebenen Zitaten über eine chronologisch geordnete Teilnehmerliste bis zu einer Erfolgsstatistik der amerikanischen Rennfahrer. Eine Auflistung der Ergebnisse der Fahrzeuge und ein nach Fahrzeugen, Personen und Teams gegliederter Index runden diesen Teil der Bücher ab. So bleibt wirklich keine Frage zum Thema unbeantwortet. 

Das Vorwort stammt von Dan Gurney, dem großen amerikanischen Rennfahrer, der 2018 verstorben ist und den man ohne Übertreibung als eine Lichtgestalt des Motorsports bezeichnen kann. Den Ausführungen Gurneys ist nicht nur sein sehr persönlicher Bezug zu den 24 Stunden von Le Mans zu entnehmen, sondern auch die Tatsache, dass bis heute insgesamt über 300 Rennfahrer aus den USA an dem französischen Langstreckenrennen teilgenommen haben.

Die begeisternde Illustration des Buchs mit rund 900 Fotografien steht dem hervorragenden Text in nichts nach. Dabei muss man – wie bei jedem Band über die Geschichte des Autosports – berücksichtigen, dass die Fotos aus Zeiten stammen, in denen man von den heutigen Möglichkeiten der Sportfotografie noch weit entfernt war. Aber gerade auch die alten Abbildungen, teilweise schwarzweiß, lösen Freude aus und vermitteln dem Leser einen hervorragenden Eindruck vom Motorsport weit zurückliegender Epochen. Die Bilder sind zum beachtlichen Teil im großen bis doppelseitigen Format gehalten und versetzen den Betrachter mit ihrer brillanten Motivauswahl quasi ins Geschehen auf und an der französischen Rennstrecke. Ein besonderes Verdienst der Herausgeber liegt darin, dass sie Bildmaterial sehr unterschiedlicher Archive genutzt haben. Neben den großen Fotosammlungen sind auch zahlreiche kleinere Kollektionen vertreten, so dass die gesamte Illustration überaus interessant und abwechslungsreich ist. 

Die drei Bände werden durch einen stabilen Schuber geschützt und sind erstklassig verarbeitet. Der Einband in einer etwas gummiartigen Laminierung ist ungewöhnlich, dürfte aber sehr pflegeleicht sein. Die Qualität des Papiers und der Reproduktion von Text und Fotos bietet ebenfalls keinen Anlass zu Kritik. 

Zweifellos sind rund 400,- € für ein Motorsportbuch ein stattlicher Preis; dieser erscheint aber angesichts des Gebotenen in jeder Hinsicht als angemessen. Da bleibt eigentlich nur eine Frage: Warum endet diese Chronologie 1979? Nun, nach gegenwärtigen Erkenntnissen sind weitere vier Bände über die Zeit von 1980 bis jetzt geplant – hoffentlich müssen wir nicht allzu lange auf ihr Erscheinen warten. 

Thomas Nehlert

Twice Around the Clock – The Yanks at Le Mans - 1923-1979 
Autor: Tim Considine 
Verlag: Toll Hall Sexton Books, Tennessee, USA, 2018 
Format:Umfang: 3 Bände Hardcover im Schuber, 24,5 x 29,5 cm, 1096 Seiten, 900 Fotos 
Text: Englisch Preis: € 399,- 
ISBN: 978-0-9993953-0-1 
Vertrieb: RacingWebShop.com