Buchvorstellung Thomas Nehlert: "Ferrari", Autoren Pino Allievi u.a., Verlag Taschen GmbH Köln, 2018

Ferrari – kein anderer Name in der Automobil-Welt übt eine größere Faszination aus, weckt eine glühendere Begeisterung und hat einen besseren Klang. Ein Ferrari verkörpert unnachahmliche Eleganz und überragende Leistungsfähigkeit. Ein Ferrari ist für viele Menschen viel mehr als nur ein Auto, er ist ein Kunstwerk auf Rädern.


Um dieser Dimension gerecht zu werden, hat der Verlag Taschen nun ein Produkt präsentiert, das man mit dem Begriff "Ferrari-Buch" nur unzureichend beschreibt. Es ist ein edler Band von gewaltigem Format, der in der sogenannten "Collector's Edition" in einer Präsentationsbox aus Aluminium ruht, die optisch den Eindruck eines Ferrari Zylinderkopfes hervorruft. Das ist nicht etwa ein bloßer Schuber, es ist vielmehr ein überaus edles Behältnis, das sich durch das Aufklappen zweier Deckelhälften öffnet und dann den Blick auf das Buch freigibt. Die Bücher in dieser Edition mit den Nummern 251 bis 1947 sind alle von Piero Ferrari, dem Sohn des Unternehmensgründers Enzo Ferrari, signiert. 

Noch wertvoller in der Ausführung ist die mit den Buchnummern 001 bis 250 versehene "Art Edition". Bei ihr ist der Band sowohl von Piero Ferrari als auch von John Elkann aus der Agnelli-Familie und dem jüngst verstorbenen CEO von Fiat, Sergio Marchionne, signiert. Die Präsentationsbox ruht auf einem über einen Meter hohen skulpturalen Ständer aus verchromtem Stahl, der die Form der Auspuffendrohre eines FerrariRennwagens in künstlerischer Gestaltung wiedergibt.


Beide Ausführungen sind von dem mehrfach ausgezeichneten australischen Industrie Designer Marc Newson geformt worden. Newson, Jahrgang 1963, hat unter anderem auch Möbelstücke designt, wie zum Beispiel seine drei Aluminium-Liegen mit der Bezeichnung Lockheed Lounge. Zwei dieser Liegen erzielten bei Auktionen Preise von bis zu 1,1 Mio. britische Pfund. So erklärt sich auch der exorbitante Preis für das künstlerische Ensemble aus Buch und Buch-Box bzw. Buch-Ständer von 5.000 bzw. 25.000 Euro. Es wäre deshalb müßig, über die Preise zu diskutieren; man erwirbt nicht nur ein Buch, sondern jeweils auch ein Kunstwerk, das sich der einem bloßen Druckerzeugnis zugrunde liegenden Kalkulation entzieht und bei dem man unter Umständen sogar mit einer Wertsteigerung rechnen kann. 

Bei dem Buch handelt es sich um einen handgearbeiteten Band, in Leder gebunden mit einem skulpturellen Ferrari-Cavallino auf dem vorderen Deckel. Auf 514 Seiten im riesigen Format 32,4 cm mal 43,2 cm wird die Faszination Ferrari grandios dokumentiert. Zwei knappe Vorworte haben Piero Ferrari und Sergio Marchionne beigesteuert. 

Redaktioneller Herausgeber des Bandes ist der bekannte italienische Motorsport Journalist Pino Allievi, der bereits zahlreiche Bücher über den Autosport publiziert hat. Er schreibt in der "Gazzetto dello Sport" regelmäßig über motorsportliche Themen und war 1988 Urheber einer vierteiligen Beilage zu Italiens größter Sportzeitung mit dem Titel "Ferrari Racconta", die auch in Buchform erschienen ist und in der zahlreiche Berichte von Enzo Ferrari höchstpersönlich verfasst worden waren. 

Das Buch ist in zwei einführende Artikel und anschließend zehn Kapitel gegliedert. Vier dieser insgesamt zwölf Abschnitte tragen die Handschrift Allievis, die anderen stammen von weiteren, ausnahmslos namhaften, italienischen Motorjournalisten, wie zum Beispiel Luca Dal Monte (bekannt durch seine epochale Biografie über Enzo Ferrari), Gianni Cancellieri, Alessandro Giudice, Daniele Bresciani, Mario Donnini, Daniele Pellegrini, Giorgio Terruzi und Paolo Artemi. 

Jedes Kapitel beginnt mit einem Textteil, zwischen acht und 16 Seiten lang. Innerhalb des Textes sind zahlreiche Fotos kleineren Formats integriert, bevor jeweils ein Originalzitat Enzo Ferraris den Übergang zum umfangreichen Bildteil vermittelt. Die Texte sind durchgehend in roter Schrift und englischer Sprache verfasst.

Das Spektrum deckt alle bedeutsamen Ferrari-Themen ab – die zeitlose Schönheit und Eleganz der Ferrari-Sportwagen, die Gründung des Unternehmens nach dem zweiten Weltkrieg, die packende Lebensgeschichte Enzo Ferraris mit all ihren Höhen und Tiefen, die großen Rennfahrer und das lebensgefährliche Risiko des Automobilsports, die bedeutenden Sportwagen-Langstreckenrennen wie Le Mans und Targa Florio, die technischen Innovationen und den technische Fortschritt bei Ferrari, die Talentschmiede Ferrari vom Rennfahrer bis zum Ingenieur und Rennleiter, die prominenten Ferrari- Kunden, die Entwicklung des Unternehmens nach Enzo Ferrari. All diese Themen werden angerissen und in ihren wesentlichen Aspekten behandelt – voller Kompetenz und Begeisterung. Dies geschieht zum Teil in einer fast essayistischen Form, die den Wesenskern des Themas für den Leser nachvollziehbar erfasst. Ohne dass alle Details der Historie eingebaut werden, wird deutlich, was für eine Persönlichkeit Enzo Ferrari war, was ihn antrieb, was ihn aber auch zuweilen in die Abgründe tiefer Verstimmung führte. Und dem Leser wird anhand der Geschichte des Unternehmens, der begeisternden Technik der Ferrari-Fahrzeuge und der absolut tragenden Rolle Ferraris in fast allen Sparten des Automobilsports erklärt, was die einzigartige Faszination Ferrari ausmacht.
Ganz wesentlicher Bestandteil des Prachtbandes ist seine Illustration. Nur die besten großen Sammlungen des Motorsports haben ihre Bilder zur Verfügung gestellt, beispielhaft seien hier das Archiv Jesse Alexander, das Archiv Louis Klemantaski, die Bilder von Rainer W. Schlegelmilch und Getty Images erwähnt. Insgesamt zieren 444 Abbildungen dieses Werk, darunter 69 Fotos im ganzseitigen und 50 im sogar doppelseitigen Format, was einer Größe von 64 x 43 cm je Aufnahme entspricht. 

Zu einer so atemberaubenden Illustration kann eine Buchvorstellung natürlich nur ein paar Anhaltspunkte liefern. Zahlreiche Bilder zeigen Enzo Ferrari und verdeutlichen seinen Werdegang vom jungen und ehrgeizigen Rennfahrer bis zum erfolgreichen Unternehmer, der nur ein Ziel kannte: mit dem Verkauf seiner luxuriösen Sportwagen den Einsatz möglichst siegreicher Rennwagen zu finanzieren. Wir sehen ihn als 21jährigen am Steuer eines CMN bei der Targa Florio 1919, als Leiter der Scuderia Ferrari in den 1930er Jahren, in seinem Werk in Maranello zwischen zahlreichen gerade produzierten Ferrari 250 GTE und als hochbetagten Chef in seinem Büro. Das Buch enthält auch eindrucksvolle Reproduktionen von Originaldokumenten – sei es die Fahrerlizenz Enzo Ferraris, seien es einige seiner handschriftlichen Tagebuchaufzeichnungen oder großformatige Schnittzeichnungen des Ferrari 125 S.

Doppelseitige Fotografien zeigen einen herrlichen Ferrari 166 MM vor der Villa d'Este, einen Ferrari 330 P4 und einen modernen Ferrari F12. Noch eindrucksvoller erscheinen die Rennsportaufnahmen sowohl von den Rennen der Formel 1 als auch ganz besonders von den Sportwagenrennen in Le Mans, Daytona, Sebring, am Nürburgring oder auf Sizilien bei der Targa Florio. Da wird nicht nur die Rennaction eingefangen, sondern durch Integrierung der Zuschauer auch das faszinierende Ambiente des Rennsports vergangener Zeiten. Alle großen Rennfahrer der Scuderia Ferrari finden ihre im Bild und Text festgehaltene Würdigung: die Weltmeister Alberto Ascari, Juan Manuel Fangio, Mike Hawthorne, Phil Hill, John Surtees, Niki Lauda, Jody Scheckter, Michael Schumacher, Kimi Räikkönen – aber auch Eugenio Castellotti, Lorenzo Bandini, Jacky Ickx, Gilles Villeneuve und Sebastian Vettel. In dem Kapitel über das Unternehmen nach dem Tod Ferraris erfährt auch die überragende Leistung und Bedeutung Michael Schumachers für Ferrari eine angemessene Darstellung. Viele Fotos werden nach Angaben des Verlags erstmals veröffentlicht. Unter die Haut gehen einige Aufnahmen von Unfällen im Rennsport, besonders die Ablichtungen von Bandinis schrecklichem und schließlich tödlichen Feuerunfall beim Grand Prix von Monaco 1967. Bei einigen Bildern sieht man den Fahrern während ihres Einsatzes im Rennwagen fast in die Augen, so brillant sind einzelne Momente fotografisch festgehalten, zum Beispiel Mike Hawthorne im Jahr 1958 oder John Surtees im Ferrari 158 1964.

Man könnte noch unzählige weitere Fotos von den traumhaften Straßensportwagen, den erfolgreichen Rennwagen, den großen Fahrern und vor allem vom unvergessenen Enzo Ferrari erwähnen – zu reichhaltig und abwechslungsreich ist die Auswahl fotografischer Kunstwerke in diesem Buch, um sie hier noch detaillierter zu beschreiben.


Es ist selbstverständlich, dass Text und Illustration auf bestem Papier in höchster Qualität wiedergegeben werden und dass der große und gewichtige Band erstklassig verarbeitet ist. 

So fügen sich dieses Buch und seine ganz außergewöhnliche Präsentation zu einem Gesamtkunstwerk zusammen, das seinesgleichen sucht und einem – leider – nur sehr kleinen Kreis begeisterter Ferraristi vorbehalten bleiben wird, einem Kreis, der noch deutlich überschaubarer ist, als der der Ferrari-Kunden. 

Ferrari 
Herausgeber: Pino Allievi 
Autoren: Pino Allievi, Alessandro Giudice, Daniele Bresciani, Luca dal Monte, Gianni Cancellieri, Mario Donnini, Daniele Pellegrini, Giorgio Terruzzi, Paolo Artemi 
Fotos: Jesse Alexander, Getty Images, Louis Klemantaski, Rainer W. Schlegelmilch, SpA Ferrari und andere Archive 
Verlag: Taschen GmbH, Köln, 2018 

Collector's Edition (Nr. 251-1947) 
Format und Umfang: Hardcover, Ledereinband, 32,4 x 43,2 cm, 514 Seiten, 444 Fotografien, umschlossen von einer von Marc Newson entworfenen Präsentationsbox aus Aluminium, signiert von Piero Ferrari 
Text: Englisch Preis: € 5.000,- 
ISBN: 978-3-8365-6577-6 Art Edition (Nr. 1-250) 

Format und Umfang: Hardcover, Ledereinband, 32,4 x 43,2 cm, 514 Seiten, 444 Fotografien,umschlossen von einer von Marc Newson entworfenen Präsentationsbox aus Aluminium und auf einem ebenfalls von Marc Newson entworfenen skulpturalen Buchständer aus verchromtem Stahl in Form von Auspuffendrohren stehend (55 x 57 x 110 cm), signiert von Piero Ferrari, John Elkann und Sergio Marchionne 
Text: Englisch Preis: € 25.000,- 
ISBN: 978-3-8365-6579-0 
Vertrieb: www.taschen.com


Rezension Thomas Nehlert: Alfa Romeo Tipo 105 (die Giulia-Baureihe) „Alfa Romeo Giulia“, „Alfa Romeo Giulia GT“, „Alfa Romeo Spider“, „Alfa Romeo Montreal“, „Alfa Romeo Junior Z“, „Alfa Romeo Arese“, Autor: Patrick Dasse, Carl W. Dingwort Verlag, Hamburg, 2018, insgesamt 6 Bände

Patrick Dasse hatte sich mit seinem gewaltigen insgesamt fünfbändigen Standardwerk "Alleggerita" über die Entwicklung und Renngeschichte des Alfa Romeo GTA als einem der erfolgreichsten Fahrzeuge in der Geschichte des Tourenwagensports bereits einen Namen gemacht. 

Nun präsentiert er in fünf Bänden die Geschichte der legendären Baureihe 105 von Alfa Romeo, bekannter unter dem Modellnamen "Giulia". Dazu kommt ergänzend ein Band über die Produktionsstätte der Giulia in Arese. Diese Historie deckt einen Zeitraum von 1962 bis 1977 ab, in dem Alfa Romeo äußerst erfolgreich war und in Deutschland als echte Konkurrenz zu BMW wahrgenommen wurde. 

Alle sechs Bände sind zweisprachig in Englisch und Deutsch verfasst und hervorragend verarbeitet. Druck und Bildreproduktion erfolgen auf hochwertigem Mattglanzpapier in bester Qualität. Die Illustration des gesamten Buchwerks ist schlicht gigantisch. 2019 Fotos auf über 2200 Seiten lassen keinen Aspekt der Modellentwicklung der diversen Giulia-Baureihen unberücksichtigt. Es handelt sich ausschließlich um zeitgenössische Fotos aus den 1960er und 1970er Jahren, die ein unglaubliches Maß an Authentizität vermitteln. Dementsprechend überwiegen die Schwarzweiß-Aufnahmen, von denen ohnehin ein ganz besonderer Reiz ausgeht. Es ist deshalb auch kein bedeutender Mangel, dass einige der Farbfotos – offenbar bedingt durch ihr Alter – etwas rotstichig sind. Die Abbildungen sind zum großen Teil im ganzseitigen Querformat gehalten und spiegeln nicht nur den optischen Reiz der Alfa Romeo wider, sondern beleuchten auch sämtliche technische Details in einer Vielfalt und Genauigkeit, die ihresgleichen sucht. Ob Kühlergrill oder Kofferraum, ob Motorblock oder Unterboden, ob Armaturenbrett oder Türverkleidung, ob Bremsen, Rückbank, Pedalerie oder Vordersitze – praktisch alle wesentlichen und somit zur Unterscheidung der Baureihen geeigneten Merkmale werden erkennbar gemacht. Immer wieder begeistern natürlich die Aufnahmen, die die ausnahmslos optisch so reizvollen Alfa in ihrer Gesamtansicht vor abwechslungsreichen Hintergründen zeigen – auf Ausstellungen, in Landschaften eingebettet oder einfach auf dem Werksgelände. 

Der Autor hatte die Gelegenheit, in den namhaftesten Archiven zum Thema Alfa Romeo zu stöbern. Besonders hervorgehoben muss in diesem Zusammenhang das Centro Documentazione von Alfa Romeo Automobilismo Storico in Arese, das großzügig Fotos zur Verfügung stellte, die zuvor noch nie öffentlich gezeigt worden sind. Allein die Zusammenstellung dieses überwältigenden Bildmaterial zeugt von einer gewaltigen Recherche Patrick Dasses. 

Aber natürlich sind die fünf Bände über die verschiedenen Modelle der Baureihe 105 keine reinen Bildbände. Es werden alle Stufen der Modellentwicklung detailliert beschrieben, alle technischen Daten festgehalten und zum großen Teil auch die technischen Überlegungen, die den Entwicklungen zugrunde lagen, dargestellt. Hierbei muss man berücksichtigen, dass diese Automobilhistorie nun rund 50 Jahre zurückliegt, so dass es umso bemerkenswerter ist, dass der Autor nicht zuletzt dank der Unterstützung von Alfa Romeo derartig viel technische Einzelheiten und Entwicklungswissen zusammentragen konnte. 

Den umfangreichsten Teil der Modellgeschichte machen die beiden Bände über die GiuliaLimousine und das Giulia GT-Coupé aus. Die klassische Giulia gehört bis heute zweifellos zu den legendärsten Fahrzeugen der Automobilgeschichte und führt bei historischen Veranstaltungen noch immer zu glänzenden Augen bei den Alfa-Romeo-Fans. Dasse beschreibt in seinem Buch in chronologischer Reihenfolge nicht weniger als 13 Grundmodelle mit 40 Typ-Varianten. Hilfreich ist dabei auch, dass er die Entstehung der Ziffernfolgen bei der Typbezeichnung in einem ausführlichen Vorwort erklärt. Das von Bertone gestaltete GT-Coupé ist ein wahrer Sportwagen-Klassiker und ein echter "Hingucker". Im Gegensatz zur Limousine deckt es bis zum Ende seiner Entwicklung auch die Motorvarianten 1750 und 2000 ab. Außerdem wird in dem Band "Giulia GT" unter den insgesamt 30 GT-Versionen auch auf den GTA eingegangen sowie auch auf den offenen GTC. Alle Varianten werden auch hier mit ihrer Technik eingehend beschrieben und in all ihren Details hervorragend fotografisch wiedergegeben. 

Im Band über den Alfa Romeo Spider beschränkt sich Patrick Dasse mangels weitergehenden Bildmaterials auf die ersten beiden Generationen bis zum Jahr 1977. Die Entwicklung vom besonders attraktiven Urspider mit seinem rundlichen Heck zum "begradigten" Fastback wird ebenso nachvollzogen wie die "Aufrüstung" vom 1300 und 1600 zum 1750 und 2000, wobei auch die US-Versionen wie schon beim GT jeweils eine besondere Würdigung erfahren. 

Manch Leser mag sich fragen, was in diesem Zusammenhang der 105-Baureihe der Alfa Romeo Montreal zu suchen hat – ein mächtiger Sportwagen mit V8-Motor auf dem Leistungsniveau eines Porsche Carrera 3.0. Nun, dieses Fahrzeug war zunächst als Ausstellungsstück für die Weltausstellung Expo 1967 in Montreal vorgesehen, mit einem Vierzylinder-Motor und der Typenbezeichnung 105.64. Und so gehört er nun einmal zur Baureihe Tipo 105. Es werden sowohl das Vorserienmodell als auch die schließlich in Produktion gegangene Version ausführlich beschrieben und illustriert. Das ist eine sehr abwechslungsreiche und hochinteressante Geschichte, die durch eine Darstellung der Renneinsätze des Montreal bei mehreren Sportwagenrennen und vor allem durch großartige Farbaufnahmen gekrönt wird. 

Der fünfte Band der 105-Typologie befasst sich mit dem Junior Z Coupé, das von 1970 bis 1975 in Zusammenarbeit mit Zagato entstand, erst als 1300 und dann als 1600. Die Kooperation mit Zagato hatte bei Alfa Romeo nicht zuletzt aufgrund des bekannten Rennsportwagens TZ und TZ2 („Tubolare Zagato“) Tradition. Die von den anderen Modellen übernommene Technik dieses kleinen, formal ungewöhnlichen Sportwagens wird wiederum genau dargestellt, wie auch die zahlreichen Fotos das unkonventionelle Design trefflich wiedergeben. 

Ein Leckerbissen der besonderen Art ist der sechste Band der Reihe, der als Ergänzung zur Historie der Tipo-105-Baureihe das Alfa-Romeo-Werk Arese beschreibt. Angesichts der steigenden Verkaufszahlen reichte Anfang der 1960er Jahre die Produktionsstätte in Portello nicht mehr aus, so dass sich Alfa Romeo entschloss, in Arese außerhalb Mailands ein neues Werk zu errichten, das 1963 seinen Betrieb aufnahm. Dorthin wurde die Herstellung der Giulia-Baureihe zügig verlegt. Patrick Dasse beschreibt in knappen aber vollkommen ausreichenden Texten nicht nur die Entstehung des Fabrikgebäudekomplexes, sondern auch alle einzelnen Schritte bei der Herstellung der Fahrzeuge in Arese von der Giesserei und Schmiede über den Komponentenbau, die Blechstanze, die Karosseriefertigung, die Lackiererei und die Innenraumherstellung bis zur Endabnahme und Fahrzeuglagerung. Dazu kommen Berichte über das Ersatzteillager, die Schulungsabteilung und die Fahrzeugentwicklung sowie die Teststrecke in Balocco. Der Schwerpunkt dieses Buchs liegt eindeutig auf den 364 Schwarzweiß-Fotos, durchgehend im ganzseitigen Format. Dieser Band ist weniger ein Autobuch als vielmehr eine Dokumentation zur Industriegeschichte im Italien der 1960er Jahre. Die atmosphärisch dichten Fotos zeigen nicht nur die Technik und den Herstellungsprozess, vielmehr blickt der Betrachter auch in die von Einsatz und Begeisterung gezeichneten Gesichter der Beschäftigten. Fotos dieser Art aus einem Produktionsprozess dürften in dieser Menge und Qualität bisher nur selten veröffentlicht worden sein. Sie stammen alle aus dem Archiv des Werkes und sind zwischen 1963 und 1972 aufgenommen worden. Sie zeigen eine für diese 50 Jahre zurückliegende Zeit bemerkenswerte Industriekultur. Nach der Übernahme von Alfa Romeo durch den Fiat-Konzern 1986 wurden Teile der Fiat-Produktion nach Arese verlegt, bevor das Werk etwa 20 Jahre später geschlossen wurde. Heute befindet sich in Arese das neue Alfa Romeo Werksmuseum. 

Die sechsbändige Buchreihe zur Alfa-Romeo-Baureihe 105 und ihrer Produktionsstätte ist mit insgesamt 534,- Euro sicherlich nicht billig. Angesichts des Gebotenen ist sie für die „Alfisti“, die sich ihr "Cuore Sportivo" mit der dazugehörigen Begeisterung für die Marke erhalten haben, aber ein echter Gewinn. 


Alfa Romeo Tipo 105 (die Giulia-Baureihe) 
Autor: Patrick Dasse 
Verlag: Carl W. Dingwort Verlag, Hamburg, 2018 
Format, Umfang, Preis: Hardcover, jeweils 25,5 x 22,5 cm, 
                                    "Alfa Romeo Giulia", 528 Seiten, 487 Fotos, € 119,- 
                                    "Alfa Romeo Giulia GT", 528 Seiten, 479 Fotos, € 119,- 
                                     "Alfa Romeo Spider", 312 Seiten, 256 Fotos, € 79,- 
                                     "Alfa Romeo Montreal", 264 Seiten, 254 Fotos, € 69,- 
                                     "Alfa Romeo Junior Z", 192 Seiten, 179 Fotos, € 59,- 
                                     "Alfa Romeo Arese", 384 Seiten, 364 Fotos, € 89,- 
                                      Text: Englisch und Deutsch 
                                      Preis: € 534,- (für alle sechs Bände) 
                                      Vertrieb: www.dingwort-verlag.de