Rezension Thomas Nehlert:„Porsche bei der Rallye Monte Carlo 1952-1982“, Autoren: Patrick Dasse und Maurice Louche, Dingwort Verlag Hamburg, 2018

Der Hamburger Dingwort Verlag und sein Autor Patrick Dasse sind auf edel gestaltete Bücher über Alfa Romeo spezialisiert. Das wird auch so bleiben. Maurice Louche hat bisher in Frankreich eine eigene Edition mit zahlreichen Büchern zu motorsportlichen Themen herausgegeben. Nun haben sich Dasse und Louche zusammen getan und im Dingwort Verlag erstmals ein Werk über Porsche präsentiert. Bekanntlich ist das Angebot an Porsche-Literatur mehr als reichhaltig, doch es gibt tatsächlich immer noch die eine oder andere Dokumentationslücke. Insbesondere fehlt es an deutschsprachigen Bänden über Porsche im Rallyesport. Dabei war das Zuffenhausener Unternehmen gerade in dieser Sparte des Motorsports von Anfang an stark vertreten und auch erfolgreich. 

Neben der Safari Rallye und der Paris Dakar war die Rallye Monte Carlo von jeher für Porsche von besonderer Bedeutung. Mit dem insgesamt 4,8 kg schweren Zweibänder haben Patrick Dasse und Maurice Louche auf insgesamt über 900 Seiten die Einsätze aller Sportwagen aus Zuffenhausen bei dieser Traditionsrallye in der Zeit von 1952 bis 1982 praktisch lückenlos beschrieben. Der gewaltige Umfang findet seine Ursache zum einen in der Ausführlichkeit der Texte, aber auch in dem einer internationalen Vermarktung dienenden Umstand, dass der Inhalt parallel in französischer, englischer und deutscher Sprache verfasst ist. Zum anderen erklärt sich die gewaltige Seitenzahl aber auch - und dies in erster Linie – aus der schlicht atemberaubenden Illustration. 

Dazu hat der Dingwort Verlag auf zahlreiche Archive zugreifen können, vor allem auf die Sammlungen des Autors Maurice Louche, der Porsche AG und des weltweit ersten RallyeArchivs von McKlein in Köln. Selbst von den ersten Teilnahmen in den frühen 1950er Jahren finden sich in diesem Werk erstklassige Aufnahmen. Der Betrachter kann sich dem Charme der rallyetauglichen 356 ebenso wenig entziehen wie der Faszination der damals noch häufig mit reichlich Schnee gesegneten Winterrallye. Aber man sieht nicht nur die reizvollen Sportwagen, sondern auch die Protagonisten des Porsche-Rallyesports , seien es die unzähligen Privatfahrer, sei es Rennleiter Huschke von Hanstein, seien es die Werkspiloten wie Herbert Linge, Peter Falk, der unvergessene Günter Klass, Eugen Böhringer, Vic Elford und Björn Waldegard, um nur einige zu nennen. 

Dem 356 folgten der 904 GTS und der 911, der Porsches Werkseinsätze in eine dreijährige Siegesserie von 1968 bis 1970 führte. Der etwas gewöhnungsbedürftige 914/6 konnte an diese Serie nicht anknüpfen, aber dennoch erreichten Jean-Pierre Nicolas und Vincent Laverne 1978 nochmals einen Gesamtsieg für den Porsche 911. Mit dem Ende der Gruppe 4 und der Einführung der Gruppe B zur Saison 1983 fanden die PorscheEinsätze bei der Rallye Monte Carlo ein baldiges Ende. 

Die Illustration des ersten Bandes, der bis 1967 reicht, ist zum überwiegenden Teil schwarzweiß, der zweite Band von 1968 bis 1982 mit dem Schwerpunkt auf dem Porsche 911 ist fast durchgehend farbig bebildert. Auswahl und Reproduktion der teilweise großformatigen Aufnahmen sind hervorragend. Die Autoren haben versucht, alle eingesetzten Fahrzeuge zu erfassen und abzubilden. Sehr reizvoll sind auch die Aufnahmen einer bereits 1964 von Herbert Linge mit einem serienmäßigen 911 durchgeführten Testfahrt durch die französischen Seealpen. Beide Bände zeigen zur Abrundung des Inhalts auch einige der sehr attraktiven und begehrten Rennplakate von Porsche

Die Darstellung der Porsche-Historie bei der Rallye Monte Carlo ist chronologisch geordnet. Jedes Jahr beginnt mit einer Auflistung der gestarteten Porsche und einer Angabe der Startorte, des Routenverlaufs und der zugelassenen Fahrzeugklassen. Die von höchster Kompetenz und eingehender Recherche geprägten Texte beschränken sich nicht nur auf den wesentlichen Rallye-Verlauf der teilnehmenden Porsche, sondern gehen sowohl auf die spezifischen Eigenheiten des jeweiligen Reglements als auch auf die technische Entwicklung der Heckmotorsportwagen und der von 1979 bis 1982 angetretenen 924 ein.

Patrick Dasse und Maurice Louche ist hier ein sehr bemerkenswertes Buchwerk zu einem bisher wenig berücksichtigen Thema gelungen. Inhalt, Layout und Verarbeitung entsprechen in vollem Maße dem hohen Standard, den man von Publikationen aus der „Edition Porsche Museum“, in der die Bände erscheinen, gewohnt ist. Und so ist dieses zweibändige Werk jeden Cent seines sicherlich nicht unbeachtlichen Preises wert. 

Tomas Nehlert

Porsche bei der Rallye Monte Carlo 1952-1982 

Autor: Patrick Dasse, Maurice Louche 
Verlag: Dingwort Verlag, Hamburg, 2018 
Format, Umfang : 2 Bände im Schuber, Hardcover, 26 x 23 cm, 912 Seiten, 883 Fotos 
Text: Deutsch 
Preis: € 175,- 
ISBN: 978-3871661082 
Vertrieb: https://dingwort-verlag.de Porsche

Rezension Thomas Nehlert: "Deutsche Autos 1945-1975" und "Mercedes-Benz Personenwagen 1886-1986", Autor: Werner Oswald, Motorbuch Verlag Stuttgart, 2018

Zweifellos gehörte der 1997 verstorbene Werner Oswald zu den großen deutschen Automobilhistorikern und Motorjournalisten. Er schrieb für "auto motor und sport" und verfasste zahlreiche Typengeschichten über deutsche Automobile. Eines seiner Standardwerke war der 1976 erschienene Band "Deutsche Autos 1945-1975", der schließlich bis zum Jahr 2000 zusammen mit anderen Autoren zu einer sechsbändigen Historie von 1885 bis 2000 ausgebaut wurde. Ein zweibändiges Werk von ihm beschrieb die Mercedes-Benz Personenwagen von 1886 bis 1985, das durch zwei weitere Bände über die Folgezeit bis 2002 von Günter Engelen ergänzt wurde. 

Nachdem der Motorbuch Verlag Stuttgart nun 2017 bereits den Typenband über die Personenwagen und Nutzfahrzeuge in der DDR einer Überarbeitung unterzogen hatte, präsentiert er nun im vergleichbaren Format die Neuausgaben von "Deutsche Autos 1945- 1975" und "Mercedes-Benz Personenwagen 1886-1986". Der Aufwand hat sich gelohnt.Beide Bücher überzeugen. Die Größe der Bände hat deutlich zugelegt, was insbesondere der Illustration zugute kommt. Die Texte blieben im Wesentlichen unverändert, was angesichts ihrer inhaltlichen Kompetenz und klaren Darstellung der Fakten nur gut ist. Die Tabellen sind im Layout großzügiger und somit übersichtlicher gestaltet. 

Wer die frühe Zeit der Bundesrepublik mit ihrer Begeisterung für das Automobil miterlebt hat, wird angesichts der Präsentation der Fahrzeuge der Nachkriegszeit in lebendigen Erinnerungen schwelgen. Viele Marken sind inzwischen verschwunden – Borgward, DKW, Glas, NSU oder auch Messerschmitt, Veritas und Zündapp. Der Mercedes-Band deckt sogar die gesamte Pkw-Geschichte der Marke bis 1986 ab – vom ersten Benz Motorwagen über die mächtigen Limousinen und Sportwagen der Weimarer Republik bis zu den repräsentativen Fahrzeugen der Oberklasse und den eleganten Sportwagen in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren. Es bleibt wirklich kaum eine Frage zu den vorgestellten Fahrzeugen offen, deren "automobile Persönlichkeiten" inzwischen natürlich einer gewissen Verklärung unterliegen, so dass sie uns heutzutage viel attraktiver erscheinen als die modernen Fahrzeuge der aktuellen Produktion. 

Waren die Erstauflagen der besprochenen Bücher auch sehr reichhaltig illustriert, so gaben die Bilder die Autos doch recht gleichförmig in kleinen Schwarzweiß-Aufnahmen wieder. Hier stellen die Neuauflagen einen großen Fortschritt dar. Zahlreiche farbige Bilder auch in größerem Format und insbesondere zeitgenössische Werbeaufnahmen lockern die Illustration auf. Reproduktion und Layout sind erstklassig. Im Mercedes-Benz-Buch ist die Zahl der Fotos mit 1256 Ablichtungen praktisch gleich geblieben, im Deutsche-AutosBand stellen 825 Bilder einen Zugewinn von über 210 Stück dar. Und noch etwas: Litt die Erstauflage des Buchs „Deutsche Autos“ von 1976 unter einer miserablen Klebebindung (heute ist eine ordentliche Klebebindung kein Problem mehr), bei der sich der Band seinerzeit nach mehrfacher Nutzung in seine Blattbestandteile auflöste, so sind nun beide vorgestellten Bände hervorragend verarbeitet und mit einer soliden Fadenbindung versehen. Ein kleiner Kritikpunkt betrifft den Mercedes-Band: Was hat ein Bild der aktuellen CLS-Klasse auf der Rückseite eines Buchs verloren, dessen Historie 1986 endet? Und vielleicht wäre es auch angemessen gewesen, im Mercedes-Buch – so wie in dem Band über Deutsche Autos geschehen – am Anfang kurz ein paar Worte über Werner Oswald zu verlieren.

Es bleibt nur zu wünschen, dass der Motorbuch Verlag entsprechend der früheren Auflagen die aktuelle Buchreihe bis zum Modelljahr 2000 fortführt. Für die Zeit danach lässt sich dieses Format in vergleichbarer Art angesichts der mittlerweile schon fast perversen Modellflut und Variantenvielfalt leider kaum fortsetzen. Die beiden hier vorgestellten Bände jedenfalls gehören in die Sammlung jedes automobilhistorisch interessierten Lesers. 

Thomas Nehlert

Deutsche Autos 1945-1975 
Autor: Werner Oswald 
Verlag: Motorbuch Verlag Stuttgart, 2018 
Format, Umfang, Preis: Hardcover, 23,5 x 26,5 cm, 520 Seiten, 825 Fotos, 
Text: Deutsch 
Preis: € 49,90 
ISBN-Nr.: 978-3-613-04102-8 

Mercedes-Benz Personenwagen 1886-1986 
Autor: Werner Oswald 
Verlag: Motorbuch Verlag Stuttgart, 2018 
Format, Umfang, Preis: Hardcover, 23,5 x 26,5 cm, 584 Seiten, 1256 Fotos, 
Text: Deutsch 
Preis: € 49,90 
ISBN-Nr.: 978-3-613-04128-8