Rezension Thomas Nehlert: „Lang Cooper 97“, Autor Ed Heuvink, McKlein Publishing Köln, 2018

Die Sportwagenrennen in Nordamerika waren in der ersten Hälfte der 1960er Jahre durch eine enorme Vielfalt an Teilnehmern, Wertungsklassen und Rennen gekennzeichnet. Carroll Shelby hatte begonnen, mit der aus dem englischen AC Cobra entwickelten Shelby-Cobra die große GT-Klasse zu beherrschen und auch auf internationaler Ebene die Ferrari GTO das Fürchten zu lehren. Allerdings war nicht einmal das Shelby Cobra Daytona-Coupé in der Lage, gegen die zweisitzigen Rennwagen der damaligen Gruppe 7 Gesamtsiege einzufahren. Shelby griff deshalb auf das Chassis des zweisitzigen britischen Cooper Monaco zurück und stattete das Fahrzeug mit einem gewaltigen Ford V8-Motor aus. Mit dem vielversprechenden Nachwuchstalent Dave McDonald am Steuer konnte dieses als "King Cobra" bezeichnete Rennfahrzeug 1963 einige Erfolge verbuchen.

Wenn auch Ford werksseitig 1964 mit dem legendären Ford GT bei den großen Langstreckenrennen antrat und obwohl Carroll Shelby auch in dieses Großprojekt des amerikanischen Konzerns miteingebunden war, hielt er dennoch sowohl an den Einsätzen der Shelby Cobra in der GT-Weltmeisterschaft als auch an seinem Engagement in der amerikanischen Gruppe 7 fest. Ein Freund von Dave McDonald, der überaus vermögende Craig Lang, finanzierte die Entwicklung eines neuen Gruppe-7-Rennwagens. Auf der Grundlage eines neuen Cooper-Chassis mit der Nummer CM/1/64 entstand der Lang Cooper mit der Startnummer 97, der durch seine leuchtende orangefarbene Lackierung, der Lieblingsfarbe Craig Langs, auffiel. Drei Mal trat McDonald 1964 mit diesem Lang Cooper an und konnte ein Sportwagenrennen in Phoenix, Arizona, gewinnen. Im vierten Rennen auf dem Kent Pacific Raceway zerstörte Bob Holbert den Wagen schon im Training. Dave McDonald kam durch einen Unfall bei den 500 Meilen von Indianapolis ums Leben.

Carroll Shelby und Craig Lang gaben nicht auf: In kurzer Zeit wurde das zerstörte Fahrzeug durch ein neues aus England importiertes Cooper-Chassis ersetzt. Für die Karosserie auf diesem Cooper T61 zeichnete Peter Brock verantwortlich, der schon als Vater des Daytona Coupés galt. Es entstand ein atemberaubend schöner Rennsportwagen, der aufgrund der andauernden Finanzierung durch Craig Lang den Namen Lang Cooper II erhielt. Der Wagen wurde 1964 noch bei zwei Rennen von Ed Leslie und bei einem Rennen auf Hawai von Craig Lang selbst zu einem Sieg gesteuert. 1965 schied Carroll Shelby aus diesem Projekt aus, der Lang Cooper erhielt statt des Ford-Motors ein über 500 PS starkes Chevrolet-Triebwerk. Mit Charlie Hayes als Rennfahrer nahm der Lang Cooper II 1965 an sechs Rennen teil, errang aber nur einen achten und einen sechsten Rang. Das letzte Rennen mit dem Lang Cooper II bestritt Skip Scott im Oktober 1965 in Laguna Seca und kam dort auf den 14. Platz. Damit endete die Rennhistorie des Lang Cooper mit der Startnummer 97, bevor 1966 die CanAm-Series ins Leben gerufen wurde.

Der Lang Cooper II wurde verkauft und wanderte im Laufe der Zeit durch mehrere Hände, bevor er schließlich in der Sammlung von Claude Nahum in der Schweiz eine neue Heimstatt fand und in blendend restauriertem Zustand bei Veranstaltungen des Historischen Motorsports eingesetzt wird. 

Im vierten Band über Fahrzeuge aus der Nahum-Collection des Verlages McKlein Publishing in Köln wird die Geschichte des Lang Cooper bis ins Detail nachgezeichnet. Der Autor Ed Heuvink, bekannt durch zahlreiche Motorsportbücher, hat eingehend recherchiert und faszinierende Einzelheiten über die Entwicklung des Fahrzeugs und die mit ihr befassten Menschen zusammengetragen. In acht Kapiteln spannt sich der Bogen von der „Cooper Car Company“ über die verschiedenen Sportwagenrennserien der USA inden 1960er Jahren, Carroll Shelby mit seiner „King Cobra“ und den ersten Lang Cooper des Jahres 1964 bis zum Lang Cooper II, dessen Konstruktion und Renngeschichte sowie seinen Wiederaufbau. Eine Rennstatistik der Jahre 1964/1965 und eine Darstellung aller am Lang-Cooper-Projekt beteiligten Personen runden dieses edel gestaltete und hervorragend verarbeitete Buch ab.

Die Illustration des großformatigen Bandes ist mit rund 250 Abbildungen nicht nur reichhaltig, sondern sowohl von der Motivauswahl als auch von der Wiedergabequalität hervorragend. Herrliche Rennaufnahmen, Fotos technischer Details und Porträts der Fahrer und Techniker wechseln einander ab. Zum größten Teil dürften die Bilder hier erstmals veröffentlicht sein. Sie stammen aus zahlreichen Archiven, sowohl aus den großen namhaften Kollektionen als auch aus Privatsammlungen.

Natürlich ist der Lang Cooper ein recht ausgefallenes Thema, das nicht jedem Motorsport-Fan gleich präsent sein dürfte; für den Enthusiasten der Sportwagenrennen der 1960er Jahre aber ist dieses in englischer Sprache verfasste Werk ein wahrer Leckerbissen. 

Thomas Nehlert

Lang Cooper 97 – Peter Brock's Group 7 USRRC sports car

Autor: Ed Heuvink
Verlag: McKlein Publishing, Köln, 2018
Format und Umfang: Hardcover im Schuber, 29 x 29 cm, 158 Seiten, über 250 Fotos
Text: Englisch 
Preis: € 79,90, Limitierung auf 999 Exemplare 
Vertrieb: RacingWebShop.com
ISBN: 978-3-947156-01-6

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