Rezension: Ferrytales. Seitwärtsblicke auf Ferry Porsche

Wer in Sportwagen der Marke Porsche vernarrt ist und sich einen Überblick über alle Modelle, sprich über Prototypen mit Boxtermotor, Seriensportwagen und Rennwagen verschaffen, sowie das Innenleben der Fahrzeuge visuell erfassen möchte, zudem Fotos von lange vergangenen Rennen, aber auch berufliches und privates über den Mann erfahren möchte, der für den Aufbau der Automobilmarke Porsche verantwortlich war, wird viel Freude an diesem Buch haben und sofort erkennen,dass der Preis, bei dem was das Buch inhaltlich zu bieten hat, keinesfalls überzogen ist. Susanne Porsche, Schwiegertochter von Ferry Porsche (19.9.1909- 27.3.1998), ist die Verfasserin der vorliegenden "Ferrytales".

Über viele Seiten hinweg huldigt sie ihrem über alles geliebten Schwiegervater, der in ihren Augen ein Mann ohne Makel war, ein Mensch mit vielen bemerkenswerten Eigenschaften, intellektuellen Interessen, großem Können, trotz seiner zahllosen Verpflichtungen ein alle umsorgender Familienmensch, der seiner geliebten Frau bis zu ihrem Tod die Treue hielt,- er nennt sie einen Teil seines selbst-, und seine vier Söhne in keine vorgefasste berufliche Schablone presste, sondern sie stattdessen großzügig gewähren ließ. Susanne Porsche nennt ihn einen Mann, mit einem manchmal zu großen Herzen.

Hier geht es also um einen Traummann, der noch dazu einen Männertraum wahr machte. (Insofern eigentlich nicht nur ein Buch für Männer, meine Damen!)

Das Buch kommt ohne Inhaltsverzeichnis und ohne erkennbare innere Struktur aus. Kleine und größere informative Texte wechseln mit einer Fülle schöner Fotos, die bei Porsche-Liebhabern für weiche Knie sorgen dürften.

Ferry Porsche, einziger Sohn des Automobilbaukonstrukteurs Ferdinand Porsche übernahm nach dem Tod seines Vaters 1951 das 1931 in Stuttgart gegründete Konstruktionsbüro. Sein eigentliches Lebenswerk bestand aus dem Aufbau der Automobilmarke Porsche, die aus dem Ingenieurbüro seines Vaters hervorging.

Er leitet die Entwicklung des ersten Porschemodells TYP 356 Nr. 1, den man auf Bildern hier nachhaltig bewundern darf und der ab 1949 in Serie ging.

Die Form aller wichtigen Porschefahrzeuge (runde Frontscheinwerfer, auf Konvex gewölbte Kotflügel, abfallendes Heck, abgerundete Heckfenster, sowie die Formsprache des 911er) geht heute noch auf das Design des 356 Nr. 1 Roadster zurück.

Schön sind all die Bilder von "Le Mans"!
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Die Autorin kommentiert: "Der Geruch von Motoröl, Benzin und heißen Bremsen in der Porsche- Box während der 24 Stunden von Le Mans zog Ferry Porsche immer wieder magisch an. Und so stand er mittendrin, aber zur Freude der Mechaniker nie im Weg".

An anderer Stelle schreibt sie, dass die Rennstrecken für Ferry Porsche neben der persönlichen Faszination, so etwas wie ein überdimensionaler Prüfstand waren. In seinen Augen zeigte sich nur hier, was der Porsche zu leisten imstande war.

Obgleich Ferry Porsche diese Termine sehr ernst nahm, lehnte er ein langfristiges Porsche- Engagement in der Formel 1 ab. Trotz eines Sieges, den es bereits 1962 zu feiern gab und obwohl man in den 80er Jahren mit Mc Laren unter dem TG-Label unterwegs war, so die Schwiegertochter, sah Ferry Porsche in der Teilnahme der Königsklasse eine unnötige Geldausgabe für nichts. Er wollte seine Autos sehen, wollte seine Motoren auf Herz und Nieren geprüft wissen. Die Kunstwelt der Formel 1, allein optisch weit weg von einem echten Auto, war offensichtlich seine Sache nicht.

Bilder von der schnittigen "Schwarzen Witwe" (Porsche 936) auf einem Rennen, auch Fotos von der Rallye "Heißer Schnee" 1974, und immer wieder Fotos von Le Mans, auch alte Aufnahmen, beispielweise vom Großen Preis von Holland in Zandvoort 1959, hier Carel Godin de Beaufort auf Porsche 718 RSK Mittellenker, oder der Rallye Monte Carlo 1943 mit einem Porsche 356 1500 Coupe, beeindrucken genau so, wie Fotos vom 1000 km Rennen in Spa oder vom 1000 km Rennen auf dem Nürburgring.

Das Auge erfreut sich pausenlos an formschönen Autos. Der Anblick sorgt für gute Laune, lässt nicht nur Männerherzen höher schlagen!

Interessant sind auch die Familienbilder, aus der Vor- Porsche- Zeit im Anhang, entstanden zwischen 1909-1948, hier u.a. von einem Autorennen, das 1922 in Graz in der Steiermark stattfand, aber auch zahlreiche Privataufnahme des jungen Ferry Porsche.

Ein tolles Buch über einen Männertraum und dessen Gestalter.

Das ideale Geburtstagsgeschenk, das nur noch durch einen Porsche 911 im Original getoppt werden kann!

Empfehlenswert!

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