Der Typ 964 war 1989 zunächst als vierradgetriebene Straßenversion auf den Markt
gekommen. Er ersetzte nach 16jähriger Laufzeit das erfolgreiche und bis heute so beliebte
sogenannte G-Modell der 911-Baureihe. Zwar deutlich moderner und leistungsstärker als der
zuletzt gebaute Carrera 3.2 polarisierte er die Porsche-Kundschaft. Die einen schätzten seine
technische Qualitäten, die anderen stießen sich an seinem Design. Es war keine leichte Zeit für
Porsche, die Verkaufszahlen fielen in den Keller, und auch im internationalen Motorsport hatte
man in Weissach schon sehr viel bessere Zeiten erlebt.
In dieser Phase machten sich Roland Kussmaul als Projektleiter und Jürgen Barth als Chef des
Porsche-Kundensports daran, die Eckpunkte für eine Wettbewerbsvariante auf der Basis des
964 Carrera RS abzustecken. So entstanden nach einer kurzen Entwicklungszeit der 964
Carrera RS 3.8 und als reinrassige Rennversion der RSR 3.8. Dieses Buch dokumentiert bis ins
letzte Detail die Vorgeschichte und die Entstehung der beiden Varianten und stellt alle
Exemplare, nach Chassisnummern geordnet, vor. Mit insgesamt nur 107 Exemplaren inklusive
zweier Vorserienfahrzeuge und einer zusätzlichen Rohkarosserie lag die Stückzahl von RS 3.8
und RSR 3.8 damit noch deutlich unter der Produktionszahl der Gruppe-C-Rennwagen 956 und
962.
Was die drei Autoren hier zu diesem außergewöhnlichen und raren Porsche zusammengetragen
haben, sprengt den Rahmen eines normalen Typenbuchs bei weitem. Einem sehr eingehenden
Vorwort von Roland Kussmaul folgt ein ausführliches Interview mit Jürgen Barth, bevor die
Entwicklung zum RS 3.8, die Vorserie sowie die Typisierung wiedergegeben werden. Die
Serienfertigung, die Identifikation und Auslieferung schließen sich an, wobei ein Fahrbericht von
Walter Röhrl und die Pressemitteilung Porsches zum RS 3.8 diesen Abschnitt inhaltlich
abrunden.
Nach dem gleichen Muster wird auch die Entstehung des RSR 3.8 beschrieben, wobei in diesem
Fall noch Reproduktionen der Homologationsblätter und eine 22seitige Darstellung der
Renneinsätze des RSR folgen.
Kernstück der Dokumentation beider Varianten ist die Beschreibung aller insgesamt 107
Exemplare von RS und RSR. Zu jedem Wagen werden die Ausstattungsmerkmale, die Historie
und von Fall zu Fall unterschiedliche Dokumente wiedergegeben. Bei den RSR kommt dann
noch jeweils eine fahrzeugspezifische Renngeschichte hinzu, in der alle jeweiligen
Renneinsätze tabellarisch erfasst sind. 76 der 107 Stück sind auch in teilweise großformatigen
Fotografien festgehalten. Man kann nur schwer ermessen, mit welch organisatorischem
Aufwand es verbunden war, dieses bis ins Detail gehende Material zu beschaffen.
Insgesamt ist das Buch mit 365 Fotos und über 200 Wiedergaben von Originaldokumenten in
der Illustration hervorragend ausgestattet. Die Fotos sind von vortrefflicher Auswahl und bester
Wiedergabequalität. Roland Kussmaul und Jürgen Barth stehen schon angesichts ihrer
Positionen und Erfolge bei Porsche für überragende Fachkompetenz, und auch die beiden
anderen Autoren haben sich zum großen Porsche-Themenkreis einen Namen gemacht. Dies
schlägt sich in den tiefgehenden Recherchen und profunden Texten nieder.
Das im fast quadratischen Format gehaltene Buch ist bestens verarbeitet und in einem
attraktiv gestalteten und edlen Hardcover in Leinen gefasst. Ein fester Schuber mit Leinenüberzug schützt den wertvollen Band auch bei häufiger Nutzung wirksam. Natürlich sind 264,-
Euro für ein Buch über einen sehr speziellen Porsche ein hoher Preis – angesichts des
Gebotenen erscheint dieser aber bis zum letzten Cent angemessen.
Thomas Nehlert
Porsche 964 Carrera RS 3.8
Autoren: Jürgen Barth, Norbert Franz, Robert Weber
Verlag: Sportfahrer Verlag, Düren, 2017
Format, Umfang: Leinen-Hardcover im Leinen-Schuber, 24,5 x 28,5 cm, 384 Seiten, 365
Fotos, 212 Reproduktionen aus Originaldokumenten, 27 Rennstatistiken
Text: Deutsch
Preis: € 264,00
ISBN: 978-3-945390-00-9
Vertrieb: sportfahrer-zentrale.com
Eine englischsprachige Ausgabe ist ebenfalls erhältlich.
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