Rezension Thomas Nehlert: 24 Hours of Le Mans Klaus Reichert, Edition Porsche Museum im Motorbuch Verlag, Stuttgart, 2020



2020 jährte sich der erste Gesamtsieg Porsches beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans zum 50. Mal. Aus diesem Anlass hat der Motorbuch Verlag Stuttgart in der Edition des Porsche Museums dieses Buch herausgebracht, das neben der deutschsprachigen Ausgabe auch noch in Englisch und Französisch erhältlich ist. Auf 140 Schwarzweißfotos des leider schon 1991 im Alter von nur 52 Jahren verstorbenen für Porsche tätig gewesenen Fotografen Klaus Reichert lebt dieses für das Stuttgarter Unternehmen so denkwürdige Rennen vor den Augen des Betrachters noch einmal auf. 
Der Fotoband im fast quadratischen Querformat ist gut verarbeitet und in einem klaren Layout gehalten. Die Reproduktion der eindrucksvollen Fotos auf edlem und schweren Mattglanzpapier ist hervorragend. In sieben Kapiteln wird der chronologische Bogen vom Mittwoch vor dem Rennen Mitte Juni 1970 bis zum zwei Wochen später erfolgten Empfang beim baden-württembergischen Ministerpräsidenten gespannt. 

Einer Auflistung der insgesamt acht Porsche 917, von denen einer ein reines Trainingsfahrzeug war, folgen die Aufnahmen von den Trainingsvorbereitungen und den Trainingssitzungen in Le Mans. Zweifellos ein Höhepunkt des Buchs sind die Fotos aus der Porsche-Garage in Teloché nahe Le Mans, in der die Rennwagen für den Einsatz hergerichtet wurden. Hier sieht man nicht nur die Fahrzeuge, Ingenieure, Mechaniker und Rennfahrer, sondern auch die Mitglieder der Familie Porsche, die sich ziemlich geschlossen in Le Mans eingefunden hatte. Dazu kommen noch zahlreiche Ablichtungen von einem Empfang in der Schlossanlage Courtanvaux am Freitag vor dem Rennen. Dies sind Fotos, wie man sie bisher noch nirgends sehen konnte. Klaus Reichert war offizieller Fotograf des Porsche-Werks und hatte deshalb auch Zugang zu Bereichen, die anderen Fotografen verschlossen waren. So erhält der Betrachter einen Blick hinter die Kulissen und das fast schon private Familienambiente am Randes des großen Rennens, wie er bei der Abgeschlossenheit heutiger Motorsport-Events kaum vorstellbar ist. 

Vom eigentlichen 24-Stunden-Rennen folgen rund 50 Fotografien, von denen insbesondere die Nachtaufnahmen einen fotografischen Level widerspiegeln, wie er vor 50 Jahren wirklich nicht Standard war. Mehrere Aufnahmen sind im großen, teilweise doppelseitigen Format, zahlreiche Bilder sind sehr viel kleiner, alle aber geben die Atmosphäre des Langstreckenklassikers dieser Epoche vortrefflich wieder. 18 Bilder zeigen die nach dem triumphalen Sieg in Stuttgart veranstalteten Ehrungen des Porsche-Teams, die nicht nur den Fahrern, sondern der gesamten Mannschaft zuteil wurden. 

Reproduktionen einiger Originaldokumente aus dem Porsche-Archiv runden das Buch inhaltlich ab. Es ist tatsächlich ein Glücksfall, dass das Historische Archiv des Porsche-Werks das Bildmaterial der damaligen Zeit zur Verfügung gestellt hat, denn so ist ein Buch entstanden, das dem Leser einen wirklich neuen Blick auf die 24 Stunden von Le Mans 1970 eröffnet. Dieses Rennen zu gewinnen, war erkennbar nicht nur ein Ziel der Porsche-Rennmannschaft, sondern ein echtes Anliegen der Familien Porsche und Piech. 

24 Hours of Le Mans

Autor (Fotos): Klaus Reichert 
Verlag: Motorbuch Verlag, Stuttgart, 2020 
Format und Umfang: Hardcover , 30,5 x 27,5 cm, 204 Seiten, 140 Fotos 
Text: Deutsch 
Preis: € 79,00 
ISBN: 978-3-613-30961-6 
Überall im Handel erhältlich