Rezension Thomas Nehlert: IMSA 1969-1989 – The Inside Story of how John Bishop built the World‘s Greatest Sports Car Racing Series Mitch Bishop and Mark Raffauf, Octane Press, USA, 2019

Angesichts des Niedergangs der großen Prototypen-Klasse LMP1 bei den Sportwagen-Rennen in der World Endurance Championship und der Konzeptionslosigkeit der Fédération International de l‘Automobile (FIA) fragt man sich, weshalb es die amerikanischen Veranstalter von Sportwagenrennen schaffen, hervorragenden Motorsport zu bieten, der erkennbar auch eine bemerkenswerte Zukunftsperspektive hat. Nun, es war indes nicht immer so, denn zu den Zeiten, als sich die American Le Mans Series und die GrandAm Series gegenseitig Konkurrenz machten, war diese Kategorie des Motorsports auch in den USA in eine Krise geraten. Erst die Zusammenführung der beiden Championate in der IMSA WeatherTech Sportscar Championship mit der attraktiven und kostengünstigen DPI-Klasse für Prototypen brachte eine Wende zum Guten. Mit der Wiederbelebung der IMSA Series wurde an eine große Tradition im amerikanischen Motorsport angeknüpft. 

Wer sich für die Entstehung der „International Motor Sport Association“ (IMSA) und deren erste Blütezeit interessiert, ist mit diesem grandiosen und gewichtigen Buch hervorragend bedient. Die Autoren Mitch Bishop und Mark Raffauf sind mit der IMSA auf unterschiedliche Weise eng verbunden. Mitch Bishop ist der Sohn von John Bishop, der die aus dem „Sports Car Club of America“ (SCCA) hervorgegangene IMSA zusammen mit seiner Ehefrau Peggy und mit dem Vater der NASCAR Series, Bill France Sr., 1969 gegründet hatte. Mark Raffauf ist seit 1974 für die IMSA bis hin in leitende Funktionen tätig gewesen und bekleidet noch heute die Funktion eines Senior Directors.

Das großformatige Buch ist chronologisch in 12 Kapitel untergliedert. Der erste Abschnitt stellt sich als interessante Zeitreise in die Geschichte der Familie Bishop während der letzten 100 Jahre dar und verdeutlicht die bereits sehr frühe und intensive Verbindung zur Fliegerei und zum Motorsport. Anschließend wird auf rund 15 Seiten die Entwicklung der zunächst ausschließlich von privater Seite betriebenen Rennen mit Sportwagen in den USA unter dem Banner des SCCA dokumentiert. Angesichts des Interesses mehrerer Automobilwerke an dieser Sparte des Autosports musste die Organisation der Sportwagenrennen neu geordnet werden. Dies führte schließlich 1969 zur Gründung der IMSA, deren erste Rennen aber erstaunlicherweise Läufe mit Fahrzeugen der Formel Ford waren. 

Die entscheidende Rolle bei den Rennen der IMSA Series spielten zunächst für lange Zeit die GTFahrzeuge und auch die Tourenwagen. Nicht zuletzt um eine Dominanz der Porsche zu verhindern, waren anfangs Turbo-Motoren verboten. Nachdem aber die 12 Stunden von Sebring und die 24 Stunden von Daytona als Amerikas größte Sportwagen-Rennen in die IMSA Series aufgenommen worden waren, musste auch das Regelwerk entsprechend angepasst werden. Der Weg führte in mehreren Schritten bis zur GTP Klasse, die – grob umschrieben – der Gruppe C entsprach, aber auf eine Begrenzung des Treibstoffverbrauchs verzichtete. Zweifellos war die Epoche mit diesen mächtigen Prototypen von 1981 bis 1993 die große Blütezeit der IMSA Series. Die bei den Gesamtsiegen dominierenden Marken waren Porsche, Jaguar, Nissan und Toyota.

Das Buch deckt diese Ära bis zum Jahr 1989 ab, da sich die Eheleute Bishop in diesem Jahr aus gesundheitlichen Gründen zurückzogen. Selbst wer meint, sich im US-Motorsport schon ganz gut auszukennen, wird hier immer wieder neue Informationen entdecken. Mitch Bishop und Mark Raffauf haben unendlich viel Material gesichtet und ausgewertet, Hintergrundgeschichten ans Licht gebracht und eigene Erfahrungen einfließen lassen. Ihre Schilderungen beschränken sich nicht nur auf das Renngeschehen, die teilnehmenden Fahrzeuge und Fahrer, sondern gehen auch detailliert auf das sich mehrmals verändernde Regelwerk ein und auf die Erwägungen, die zu den jeweiligen Reglementsänderungen führten. In vielen Kapiteleinschüben befassen sich die Autoren mit besonders bemerkenswerten Rennwagen der IMSA Series, mit außergewöhnlichen FahrerPersönlichkeiten und auch mit einzelnen Hintergrundaspekten.

 Fast wie ein Krimi liest sich das zehnte Kapitel, das die kriminellen Aktivitäten einiger Teamchefs und Fahrer beleuchtet. Da Motorsport nun einmal teuer ist, hatten sich einige der Beteiligten das Geld durch Drogenhandel beschafft, so dass die IMSA zeitweise scherzhaft als „International Marijuana Smugglers Association“ bezeichnet worden war. Den inhaltlichen Abschluss des Buchs bildet eine siebenseitige Meisterschaftsstatistik, die nicht nur die jeweilige Spitzenkategorie der IMSA Series abbildet, sondern auch die entsprechenden Unterklassen. Dazu kommen noch eine Bibliografie und ein Index. 

Das alles liest sich überaus spannend, die Texte sind von höchster Kompetenz bis ins letzte Detail und dazu auch noch abwechslungsreich. Nicht minder begeisternd ist die Illustration. Rund 360 Fotos zeigen die IMSA-Rennen von allen Seiten: Rennaction, fantastische Fahrzeuge, gute FahrerPorträts. Zahlreiche Aufnahmen sind in wirklich großem Format, teilweise doppelseitig, gehalten und vermitteln eine dichte und prickelnde Atmosphäre. Der Band ist bestens verarbeitet und auf hochwertigem Mattglanzpapier hergestellt. Ordentliche Englischkenntnisse sind allerdings schon erforderlich, wenn man den Inhalt dieses Buchs über die herrlichen Bilder hinausgehend genießen  möchte.

Thomas Nehlert

IMSA 1969-1989 – The Inside Story of how John Bishop built the World‘s Greatest Sports Car Racing Series 

Autoren: Mitch Bishop, Mark Raffauf 

Verlag: Octane Press, USA, 2019 

Format, Umfang: Hardcover, 30,5 x 27,5 cm, 372 Seiten, 360 Fotos 

Text: Englisch Preis: € 94,90 

ISBN: 978-1-937747-89-3 

Vertrieb: RacingWebShop.com möchte. IMSA

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